Aktuelle Interior-Trends setzen auf Atmosphäre und Sinnlichkeit.
Eine Wohnung verrät etwas über den Menschen. Beim Einrichten geht es darum, sich heimisch, geborgen zu fühlen – und auch Gäste empfangen zu können, die sich wohl und willkommen fühlen. Im täglichen Geschäft ist es nicht leicht, die eigene Umgebung mit Abstand zu betrachten. Man gewöhnt sich schnell an vieles, übersieht den Fleck an der Decke oder die Monstera, deren Blätter längst bedenklich schlaff hängen.
Impulse von den internationalen Möbelmessen
Ein Gefühl für den Zeitgeist und neue Trends vermitteln die großen Möbelmessen in Mailand, Paris oder Kopenhagen.
Auf den Salone de Mobile Mailand wird auf die große Geste gesetzt. Manches Möbelstück wirkt wie eine Skulptur im Raum. Die Materialien sind luxuriös – rosa oder moosgrüner Marmor, hochglänzende Lacke, schillerndes Glas sind angesagt. Die Wohnung wurde auf dem Salone del Mobile zur Bühne der Persönlichkeit.
Die Pariser Maison & Objet gingen in eine ähnliche Richtung. Hier wirkten die Einrichtungen allerdings intimer – dafür in manchen Entwürfen fast surreal. Dann ist die Wohnung weniger Bühne als Traumkulisse.
Skandinavisches Design steht klassischerweise für Geradlinigkeit und zurückhaltende Farbgebung. Die 3 Days of Design in Kopenhagen überraschten in diesem Jahr, weil sich dort vieles farbiger und atmosphärischer präsentierte als erwartet – trotzdem wurde das minimalistische skandinavische Designprinzip nicht verraten. Es bekommt gewissermaßen eine neue Dimension. Hier werden keine Statement-Pieces präsentiert, die sich in den Mittelpunkt drängen, sondern Möbel, die im Zusammenspiel einem Raum Leben verleihen. Es geht darum, eine entspannte Stimmung durch fein aufeinander abgestimmte Materialien und Farben zu schaffen, kein Colour-Blocking, eher Color-Fading. Nach wie vor sind in Kopenhagen die typischen Weiß- und Sandtöne in allen Schattierungen bis hin zu dunklem Braun zu sehen. Hinzu kommen aber Eukalyptusgrün, Lavendel oder tiefes Rostrot, Wohlfühlfarben, die entspannen und an Urlaub erinnern.
Mut zur Farbe
Mut zur Farbe ist generell ein Trend. Wer es dramatisch und kunstvoll mag, setzt auf Saphirblau, Senfgelb oder dunkles Rot – Töne, die in Mailand besonders ins Auge fielen. Erdfarben wie Mocha Mousse, Ocker oder Bordeaux werden durch Goldakzente aufgewertet. So entstehen warme und intimere Atmosphären, wie sie in Paris gezeigt wurden. Dass sie ein wenig retro wirken, ist erwünscht.
Materialien, die Emotionen wecken
Das übergreifende Thema „Atmosphäre und Emotionalität“ zeigt sich auch in den gewählten Materialien für Möbel und Wohnaccessoires: Makramee, Leinenstoffe, handgeformte Glasobjekte, Samt, Metallics. Genauso wie die Farben werden auch die Materialien subtil kombiniert – Ton-in-Ton oder im bewussten Kontrast. Polierter Stahl trifft auf weiche Boucléstoffe, zartes Glas auf Marmor. So entstehen sinnliche Wohnerlebnisse, die noch durch die organischen Formen vieler Möbel unterstützt werden. Oft war die Rede von einer „neuen Romantik“, die typisch sei für das neue Wohnen.
Licht als Gestaltungselement
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Beleuchtung: Große Lichtobjekte – von der Decke hängend oder im Raum stehend – sind auf ihre Weise stimmungsvolle Möbelstücke. Ihr Licht ist poetisch, schimmernd, diffus, von innen heraus strahlend.
Praktische Möbel für flexible Räume
Bei aller Poesie des Wohnens geraten auch praktische Aspekte nicht aus dem Blick. Viele Hersteller beschäftigen sich mit Einrichtungen, die sich unkompliziert umstellen oder umbauen lassen. Ein Raum soll sich verändern, verschiedene Funktionen erfüllen können – tagsüber als Homeoffice dienen und abends vielleicht als Lounge. Mobile Lebensstile brauchen mobile Möbel.
Praktische Möbel für flexible Räume
Während in Mailand häufig noch großzügige Wohnlandschaften gezeigt wurden, war in Kopenhagen und Paris ein deutliches Interesse an Lösungen für kleinere Wohnflächen zu beobachten – hier spielen Multifunktionsmöbel eine zentrale Rolle.
Nachhaltigkeit als Selbstverständlichkeit
Nachhaltigkeit war bis vor kurzem noch ein Statement – heute ist sie selbstverständlich: lokale Hölzer, wiederverwertbare Komponenten, CO₂-neutrale Herstellungsprozesse. Zero-Waste-Konzepte, Recycling-Möbel, Upcycling-Kunst sind nicht mehr wegzudenken.
Natürlichkeit trifft Glanz
Die Natürlichkeit des Wohnens zeigt sich im Trend zu Vollholzoberflächen – etwa in Esche oder amerikanischem Nussbaum, ebenso wie im Einsatz von Marmor und Travertin. Und es ist keine Entweder-oder-Entscheidung: Glänzende, reflektierende Oberflächen, polierte Metalle oder Hochglanzlacke in Kombination mit Holz oder Stein sind zeitgemäß.
Das große gemeinsame Thema der Aussteller in Paris, Mailand und Kopenhagen 2025 war also, mit Farben, Möbeln und Accessoires Räume zu inszenieren, Emotionen zu wecken, zu überraschen – und auch Spaß zu machen.
Inspiration vor Ort erleben
Während der Messen sind in allen Städten mitten in der City viele Showrooms auch für Besucher:innen außerhalb der Branche geöffnet, Geschäfte überraschen mit besonderen Inszenierungen. Ein Städtetrip in dieser Zeit ist inspirierend – und motivierend für ein Makeover zu Hause oder im Salon. Gerade dort ist die Gratwanderung zwischen zeitgemäßer Optik und persönlicher Atmosphäre ja von großer Bedeutung. Schon beim Eintreten soll das Gefühl entstehen: Hier bin ich willkommen, hier erwarten mich kompetente Stylistinnen auf der Höhe der Zeit. Ob das der Fall ist, lässt sich mit etwas Abstand – zum Beispiel nach einer Reise – viel besser erkennen. Und ein neuer Look ist nicht gleichbedeutend mit totaler Veränderung. Schon kleine Veränderungen können große Wirkung haben: zum Beispiel, wenn die Monstera mal wieder Wasser bekommt und ihre trocknen Blätter abgeschnitten werden.






















