Pitti Umo – Pitti Peacocks im Gucci Garden Von Nikolas Feireiss


Foto: Pitti Uomo 92 – Pitti People

„There Time is up“ könnte man mit den Worten von Oprah Winfrey sagen. Die sogenannten Pitti Peacocks, das sind die Männer, die sich pfauengleich, man könnte auch sagen aufgedackelt, zum Beispiel in karierten Anzügen, mit Weste, Krawatte und gerne auch noch goldener Uhrkette, Einstecktuch und Handschuhen auf dem Gelände des Forte Bazzo während der Pitti Uomo in Florenz posieren, wirken mit einem Mal gestrig. Diese ganze Gentleman Getue passt nicht mehr in die Zeit. Die männlichen Pfauen waren viele Saisons das Kennzeichen der Pitti, sie übertrafen sich in der Inszenierung von Fliegen, Bärten und gelackten Schuhen und wurden weltweit in den sozialen Netzen gepostet. Nun ist plötzlich der Lack ab. Cool sieht heute anders aus und moderne Männer auch. Einerseits irgendwie schade – lustig anzusehen waren die diese „Über-Gentlemänner“ ja schon, andererseits aber auch nicht. Irgendwann ist eben genug. Und das Rad war weiss Gott nicht noch weiter zu drehen. Es kommt bei jedem Trend und jedem Look eben auf die Dosierung an. Wer nicht aufpasst, wird zu einer Karikatur.

Gucci Garden – Schaubude und Museum

 

Ob Alessandro Michele bei Gucci den richtigen Zeitpunkt findet, um das Ruder rumzureissen, ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall ist bei dem wohl meist gehypten Label unserer Zeit der Zuckerguss schon ziemlich dick. Nun hat in Florenz noch Gucci Garden in einem historischen Palazzo direkt am Rathaus eröffnet. Schon 2011 wurde hier das Gucci Museum eröffnet. Alessandro Michele hat es verwandelt und zwar, so sagt er, in einen „lebenden, interaktivem, kreativem Raum“. Auf zwei Stockwerken illustrieren Kleider, Koffer, Accessoires aus verschiedenen Gucci Epochen die Geschichte des Hauses. Immer wieder finden sich zwischen den Vintage Teilen Modelle aktueller Kollektionen. Interessant zu bemerken, dass es nicht immer einfach ist zu entscheiden, ob das Kleid 1970 oder eher 2016 entworfen wurde. Videoinstallationen, Wandillustrationen und Kunstobjekte etwa von Jayde Fish, Trevor Andrew und Coco Capitán machen die Räume zu der Art von Kuriositätenkabinett, das Michele ganz offensichtlich liebt. Und zu kaufen gibt es natürlich auch etwas. Nicht nur Gucci Kleidung, sondern auch Bücher und Home Accessoires wie Kissen, Tassen bis hin zu Geschenkpapier. Das alles ist schön bunt und phantasievoll präsentiert. Trotzdem, irgendwo droht die Gefahr, dass die Schaubudeninszenierung in Schräglage gerät. Dann würde Gucci Garden zu einem hochpreisigen Geschenkeshop mit Laura Ashley Appeal. Bis dahin dürfen noch einige Gucci Blumen aufblühen, aber der Moment ist in Sicht, wo die Reissleine gezogen werden muss. Weniger ist nicht zwingend mehr und natürlich hat der Spruch „reich ist richtig“ viel Schönes. Aber wie gesagt: Es kommt auf die Dosierung an.