A bigger splash – Zeit für Pools

Sommer, Sonne, Garten und ein Sprung in den blauen Pool. Alles ist möglich! Manche Modelle kosten so viel wie eine Woche Mittelmeerurlaub, manche einiges mehr.

 

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Bild ©Reps
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Blauer Himmel, himmelblauer Pool: David Hockneys „A Bigger Splash“ von 1967 drückt in einem Bild aus, was einen privaten Pool so verführerisch macht: Kein Gedrängel mit anderen Schwimmerinnen, das Wasser, da kann man ziemlich sicher sein, ist sauber und der Weg ins kühle Nass kurz. Man muss gewissermaßen nur einmal vor die Haustür treten, um einen großen Spritzer zu machen, den bigger splash. Der Sprung, bei dem der Splash am größten ist, nennt sich neudeutsch übrigens „splashdiving“, formerly known as „Arschbombe“. Rund 800 000 private Pools, aufstellbare und eingelassene, gibt es in Deutschland – nach Frankreich und Spanien auf Platz 3 in Europa in Sachen private Pools. Davon sind nach Auskunft des BSW, Bundesverband Schwimmbad und Wellness, 132 00 sogar private Hallenbäder. Dazu kommen noch 1,2 Millionen Aufstellbecken mit weniger als 1 Meter Tiefe und weniger als 1500 Euro Anschaffungskosten. Es gibt rund 750 Schwimmbadbaufachbetriebe und jedes Jahr entstehen rund 8.800 bis 12.000 neue Pools. Tendenz steigend sagt Dieter Rangol, Sprecher des Verbands. Er unterscheidet drei Märkte. Zur ersten Kategorie zählen Quick Up Pools mit Luftring sowie Stahlwandbecken, die auf dem Boden aufgestellt werden. Auch Holzschwimmbecken gehören dazu. Bei ihnen ist der Rand – im Gegensatz zu den Stahlwandbecken – nicht aus Stahl, sondern aus Holz. Zur zweiten Kategorie zählen die Stahlwandbecken, die – teils – in die Erde eingelassen werden, sowie Pools aus Polystyrol-Steinen. Sie sind besonders leicht und lassen sich auch in entlegenen Gartenteilen in freien Formen verbauen. Beide Beckenarten gibt es als „Do it yourself“, man kann sich beim Bau aber auch helfen lassen. Die dritte und kostspieligste Kategorie machen die Einstückbecken aus. Sie werden aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Polypropylen, PVC oder Edelstahl gefertigt. Auch Schwimmbecken aus Beton fallen unter diese Kategorie. Sie werden von Poolbauern installiert und große Becken, wenn notwendig, auch mit dem Kran übers Haus gehievt. Diese Becken können, ähnlich wie ein Auto, beim Hersteller konfiguriert werden. Treppen, Flachwasserzone, Massagedüsen: Lässt sich alles machen.

Riviera Feeling Zuhause

 

Ist ein Pool Luxus!? Wenn man auch die kleinen Aufstellbecken, die es schon ab 100 Euro bis etwa 1500 Euro im Baumarkt gibt, Pool nennen möchte, nicht unbedingt. In diesem Corona Urlaubs Sommer, den Vorsichtige doch lieber in heimischen Gefilden verbringen, waren sie teilweise sogar ausverkauft. Mindestens 20 000 Euro sind allerdings für einen eingebauten Pool zu veranschlagen, das ist dann wohl doch Luxus. Nach oben sind die Grenzen offen. Größe und Ausstattung – Edelstahl, Fliesen oder Folien, Wasserfall, Einfach- oder Mehrschichtfilter, selber schrubben oder automatische Reinigung – machen den Unterschied. Umwälz- und Wärmepumpen, Abdeckungen und zunehmend auch Smart Devices lassen den modernen Pool zu einem technisch hochkomplexen Gartenteil werden. Apps vereinfachen die tägliche Pflege, Wartung und Kontrolle. Poolanalysegeräte messen die Wasserwerte, geben Warnhinweise direkt ans Smartphone. Automatische Dosieranlagen prüfen die Wasserqualität und geben die nötigen Pflegemittel automatisch hinzu, um Algenwachstum und trübes Wasser zu verhindern. Auch im Poolbereich ist Nachhaltigkeit ein immer wichtiger werdendes Thema. Solarfolien zum Beispiel ermöglichen eine bessere Wärmeisolierung und verringern Stromkosten, genauso wie LED Beleuchtung, die die Halogenscheinwerfer ersetzt. Einen Trend gibt es zum Minipool, vielleicht 2,30 mal 3,30 Meter groß, weil private Grundstücke dazu tendieren kleiner zu werden. Mit einer Gegenstromanlage verbessert auch der kleine Pool die Fitness und ist mehr als ein erfrischendes Tauchbecken. Klassisch und praktisch sind rechteckige Pools, weil sie sich unkomplizierter und deshalb preiswerter abdecken lassen als freie Formen. Abdeckungen halten die Wärme und das ist trotz steigender Temperaturen ein Thema in unseren Breiten. Vier mal acht Meter ist eine beliebte Poolgröße, da können zwei Menschen bequem nebeneinander schwimmen. Das Rechteck betont den sportlichen Charakter des Beckens, was aber nicht bedeutet, dass der Garten den Charakter einer olympischen Anlage bekommen muss. Geschickte Bepflanzung und die Gestaltung des Beckenrandes machen es möglich, den Pool inclusve aufwändiger Technik in die Gartenlandschaft einzubetten. Die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen, Haus und Garten sind dabei zu verschmelzen. Am Pool stehen Outdoor Möbel, die auch im Wohnzimmer gefallen könnten, die Gartenküche ist nicht weit, abends sorgt stimmungsvolle Beleuchtung fürs Riviera Feeling. Pools verbinden Außen- und Innenräume oder werden quasi zu Verlängerungen der Terrasse oder sogar des Wohnzimmers. Es gibt Badetempel, die meditative Ruhe ausstrahlen, technische Meisterwerke am Hang, Infinity Pools, scheinbar kantenlose Unendlichkeitsbecken, die den Eindruck erwecken, das Wasser würde im Nichts verschwinden und sich selbst reinigende Schwimmteiche. Apropos! Was unterscheidet eigentlich Naturpool und Schwimmteich? Frank Timmermann ist Landschaftsarchitekt und Sprecher der Genossenschaft Pool For Nature, einem Zusammenschluss verschiedener Landschaftsbaubetriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Gegensatz zum Naturteich ist der Naturpool ein Fließgewässer, erklärt er. Die Reinigung erfolgt durch Mikroorganismen, die in einem Filterschacht wirksam werden. Bei einem Pool in der klassischen Größe von vier mal acht Metern, genügen zwei Quadratmeter für die Filterzone, die kann man lässig etwa unter einem Holzsteg unterbringen. Beim Schwimmteich muss der den Pool biologisch reinigende Pflanzbereich mindestens doppelt so groß sein wie der Schwimmbereich. Für einen Naturteich braucht man also sehr viel mehr Platz. Wichtig ist, erklärt der Experte, dass die unscheinbare Pflanzenwelt unter Wasser entscheidend für die Reinigung des Naturteichs sorgt. Röhricht am Teichrand und schwimmende Seerosen sind zweifellos dekorativ, zur Selbstreinigung tragen sie eher weniger bei. Laut Timmermann halten sich immer noch manche Kollegen zu sehr mit der „Teichkulisse“ und zu wenig mit den unscheinbaren, aber wirksamen Unterwasserpflanzen auf.

Der Swimmingpool: Beruhigend, erotisierend, mitunter gefährlich

 

Den Poolbau kann man getrost als eine Wissenschaft bezeichnen. Skimmer, zu deutsch Oberflächenabsauger, oder Überlaufrinne, um die Wasseroberfläche sauber zu halten, Wasserdesinfektion, Filter, Flockung und auch Sicherheit sind nur ein paar weitere Stichworte, die deutlich machen, was es alles zu Bedenken gibt. Wenn es an die konkrete Planung geht, empfiehlt es sich also, Experten zu kontaktieren. Was ist gewünscht? Was ist vor Ort, mit welchem Budget möglich? Wer über die Anschaffung eines Pools nachdenkt, sollte auch im Hinterkopf haben, dass Hitzeperioden, in denen wir ihn besonders sehnsuchtsvoll wünschen, Wasserknappheit verursachen können. In Baden Württemberg, Nordrhein-Westfalen Hessen und auch Niedersachsen gibt es Kommunen, in denen das Pool Befüllen gerade nicht angesagt ist. https://www.rnd.de/panorama/wasserknappheit-in-deutschland-unsere-infrastruktur-ist-veraltet-PZ2GFKDH5VHNRKO5NVEIAJZTSI.html
Grundsätzlich ist die Lage in Deutschland aber noch nicht so dramatisch. In den meisten Regionen kann man mit gutem Gewissen auf das schimmernde Blau im Garten schauen, trainieren oder sich im Wasserballett üben wie einst Esther Williams.

Der Swimmingpool ist ohne Frage ein besonderer Platz im Garten. Beruhigend, erotisierend, mitunter gefährlich. Kein Wunder, dass er in vielen Filmen mehr als eine Nebenrolle spielt. Unvergleichlich elegant zickt Grace Kelly 1956 in „High Society“ mit Bing Crosby am Pool, 1970 sind Romy Schneider und Alain Delon liebende an der Piscine, 2002 Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier dort Partnerinnen in Crime. 2015 erleben dann in „A Bigger Splash“ Tilda Swinton und Dakota Johnson Lust, Leidenschaft und Intrigen rund um das Blau ihres Pools. Alle Filme – sehenswert sowieso – sind nebenbei auch eine kleine Kulturgeschichte des Pools.