Casamania Granny Pendelleuchte von Pudelskern www.einrichten-design.de
Manche Meteorologen drohen schon wieder mit einem „Jahrhundertwinter“. Zeit also, es sich in den eigenen vier Wänden schön zu machen. Wie die Igel und die Eichhörnchen, die jetzt ihre Nester für den Winter bauen, sollten wir uns auf die Zeit zuhause, auf Spieleabende und kräftige Suppen, warmen Kakao und Stollen vorbereiten. Gastlichkeit ist doch schon mal eine schönen Strategie, nasskalte Novembersonntage erfreulich zu verbringen. Die nächsten Monate haben wir reichlich Gelegenheit, zum Beispiel unseren gerade zugezogenen mediterranen Nachbarn aus Italien, Frankreich oder Griechenland zu zeigen, was das deutsche Wort Gemütlichkeit bedeutet.
Tom Dixon Eclectic-Form-Tea-Set www.tomdixon.net
Wir sollten ihnen helfen, den ersten Berliner Winter zu überstehen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre, sich den Frühling ins Haus zu holen, schon Anfang Dezember die ersten Tulpen zu dekorieren, Vorhänge bedruckt mit Blüten, Schmetterlingen und Sommerobst aufzuhängen und den Strandkorb vom Balkon im Wohnzimmer aufzustellen. Kann man machen, muss man nicht. Meist ist es wie gesagt besser, mit den Gegebenheiten zu arbeiten, nicht gegen sie. Für die Überwinterung im eigenen Heim bedeutet das, die Wohnung als Rückzugsort zu kultivieren, nach der Zeit der langen Sommernächte, der Abende in Straßencafés und den Ferientagen am Strand den Luxus einer gegen Wind und Wetter geschützten Umgebung zu entdecken und zu genießen.
Foto: Moroso Design: Patricia Urquiola
Neues Lieblingsmöbel: Ein Sessel ganz für mich allein
Es gibt zur Zeit einige Wohntrends, die genau das unterstützen. Ein großes Thema auf den internationalen Möbelmessen, etwa dem Salone Mobile in Mailand, waren etwa Sessel, um genau zu sein Ohrensessel, in denen man versinkt und sich fühlen kann wie die Perle in der Auster. „Clarissa Hood“ heißt ein Sessel der momentan weltweit wohl angesagtesten Designerin Patricia Urquiola, der den in ihm Sitzenden quasi umarmt und mit einer „Kapuze“ beschützt. Sessel oder Sofas, die wie ein Raum im Raum sind, mit weichen Kissen und komfortablen Rückenpolstern, wie etwa die Serie Alcove von Vitra gehören zu den Neuheiten der Saison. Sowohl in kleinen Räumen als auch großen Lofts schaffen sie Rückzugsorte und Privatsphäre im Privaten. Der Berliner Designer Werner Aisslinger hat diese Idee zu einem Designkonzept perfektioniert. Für ihn ist klar, unsere Art zu wohnen hat sich stark verändert, das Prinzip Sofa, Couchtisch, Fernseher hat ausgedient. Im Wohnzimmer werden etwa auf dem Tablet an langen Winterabenden Filme gesehen, auf dem Teppich eine Yogaübung ausgeführt, in eine Decke eingekuschelt auf dem Sofa ein Nickerchen gemacht oder mit Freunden Kaffee getrunken. Die verschiedenen Module seines Sofa „Bikini Island“ werden diesen unterschiedlichen Ansprüchen gerecht, sie lassen sich einfach und unterschiedlich kombinieren und arrangieren.
Foto Moroso Design: Werner Aisslinger
„Eklektik“ ist der Slogan der Saison
Das Bikini Island kann durch kleine Container oder Kaffeetische ergänzt werden und bildet so eine Insel im Raum, auf der man es sich gut gehen lassen kann. Um sich so einen praktischen und modernen „Rückzugsraum“ zuzulegen, muss man aber nicht gleich eine ganze Wohnlandschaft kaufen oder für einen Designersessel tief ins Portemonnaie greifen. Opas alter Sessel, vielleicht mit einem Kelimstoff neu bezogen, erfüllt einen ähnlichen Zweck und er hat noch einen anderen Vorteil. Dem Bedürfnis nach der schon erwähnten Gemütlichkeit kommt nämlich entgegen, Neues und Altes zu mixen, kurz: sich nicht aus einem Guss einzurichten. „Eklektik“ ist der Slogan der Saison. Holztisch und Kunststoffstühle, High-Tech- Küche und Keramikgeschirr, der Mix schafft Atmosphäre. Fürs Wohnen und übrigens auch in der Mode gilt, die Designer arbeiten daran, Funktionalität und Dekorativität in eine erfreuliche Balance zu bringen. Es geht nicht darum, Purismus gegen Dekoration auszuspielen, sondern beides zu vereinen. Dabei helfen neue Materialien und Verarbeitungstechniken. Aluminiumschäume, Neopren, dreidimensionale Stoffe und Fiberglas machen neue Formen und Optiken möglich und geben Tisch, Bett oder Stuhl Modernität. Materialien machen Mode Materialien lösen Emotionen aus und schaffen Stimmungen.
Concept Store Merci, Paris
Kupfer: elegant und futuristisch
Chrom wirkt kühl, Gold protzig, Kupfer elegant und rustikal zugleich. Wie passend, dass Kupfer gerade ein so großer Trend ist. Es wirkt warm und ein wenig retro, aber nicht oldfashioned, es setzt einen Kontrast in modern eingerichteten Wohnungen, kann aber auch futuristisch wirken, etwa wenn die kugelrunde Kupferleuchte “Copper Shade” von Tom Dixon in einem Raum wie ein Ufo schwebt, das zur Landung ansetzt.
Foto: Tom-Dixon-Flash-Tables www.tomdixon.net
In Kupfer gibt es zu Zeit Kerzenleuchter und Obstschalen, Lampen und sogar Möbelstücke. In der Farbsymbolik ist Kupfer der Venus zugeordnet, steht also für Schönheitssinn, Freude am Genießen und einen kultivierten Lebensstil – perfekt für den Herbst –, ganz abgesehen davon, dass sein rotgoldener Glanz so schön mit gesammelten Kastanien harmoniert und auch mit dem sehr angesagten Strick auf das Allerfeinste kontrastiert. Strick ist – kaum überraschend – im Herbst en vogue, nicht nur in der Kleidung, sondern auch für Wohnaccessoires. Gestrickte Kissen, gestrickte Decken, bestrickte Vasen, gestrickte Eierwärmer und und und. Manches ist hübsch und auch noch praktisch, anderes schrammt am Kitsch vorbei. Mann kann es ja auch übertreiben mit der herbstlich kuscheligen Gemütlichkeit und ihrer Demonstration durch entsprechende Wohnaccessoires. Wie immer gilt es, Maß und Mitte zu halten – das gilt ganz dringend auch für Kupfer. Bitte nicht übertreiben. Ohne Frage aber sind ein, zwei gestrickte Kissen, eine schöne Decke oder eine kupferfarbene Schale genauso praktisch wie dekorativ. Wirklich schick und eigenwillig sind gestrickte Teppiche. Wieder gibt es von Patricia Urquiola besonders schöne Beispiele, die Mangas Rugs für den Hersteller Gan.
Eierwärmer Funky Eggs Eierix www.design-3000.de
Es werde Licht
Für Herbst und Winter noch besonders relevant ist die richtige Beleuchtung, schließlich wird es an machen Tagen gar nicht wirklich hell und mancher Nachmittag fühlt sich an wie tiefste Nacht.
Am Beispiel der gedimmten Berliner Straßenbeleuchtung muss man sich nicht unbedingt orientieren. Sie mag zwar die Stromkosten senken, wirkt aber auch einigermaßen deprimierend. Gerade im Winter geht es darum, unterschiedliche Lichtstimmungen zu schaffen, dafür braucht es unterschiedliche Lampen und Lichtstärken im ganzen Raum, die je nach Bedarf an- und ausgeschaltet werden können. Zum Sesseltrend gehört die passende Leselampe, auf Beistelltische, Hocker und Sideboards kleine Tischleuchten. Gerade im Herbst brauchen Sie punktuell Licht und diverse Lichtquellen, um Lichtinseln zu schaffen. Ein Raum ohne Licht und Schatten ist ungemütlich. Mir einem Spot können zusätzlich Akzente gesetzt werden, auf ein Bild, ein Objekt oder ein anderes schönes Detail. Künstliche Lichtquellen werden nicht nur, aber gerade im Winter unbedingt durch Kerzen ergänzt. Ihr Licht spiegelt sich übrigens auch besonders schön in den kupferfarbenen Wohnaccessoires, die gerade so modern sind. Vielleicht stehen sie ja auch schon selber in einem kupfernen Halter. Kerzen also kann man nicht gar nicht genug haben, allerdings muss man auch ein Auge auf sie haben. Zumindest für opulente Lüster ist das sogenannte „Berliner Licht“ eine Alternative. So nennt Uwe Trierweiler, Freund preußischer Schlösser und Landhäuser, seine Glühlampen für große Kronleuchter in Form von Kerzen, die flackern und einer echten Kerze ziemlich nahe kommen. Es gibt sie exklusiv in seinem Geschäft „Fischer & Trierweiler“ in der Rosa-Luxemburg-Straße, wo man sich von ihm unter anderem auch einen Lampenschirm nach Maß anfertigen lassen kann. Ein warmes Licht, ein schöner Sessel, die eine oder andere Kerze und die Decke über den Knien, den Blick sanft auf Kupferglanz ruhend, so lässt sich der Winter zu Hause gut überstehen. Macht überhaupt nichts, wenn es draußen stürmt und schneit, so lange wir es nur drinnen so richtig schick gemütlich haben.
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