Abenteuer Mode

Outdoormode Steppmantel Karo Max Mara

Foto: SGP/ Max Mara

Die Bandbreite der möglichen Outdoor-Aktivitäten ist groß. Zu den softeren Heraus- forderungen gehören Fastenwanderungen auf Sylt oder die Radwanderung auf Mallorca zur Mandelblüte. In vier Monaten allein von der Antarktis zur Arktis zu wandern, auf zwei Beinen über die Alpen, oder mit dem Kajak nach Grönland zu paddeln, verlangt schon eine größere Expertise in Verwegenheit.

Outdoormode

Foto: Tim Coppens

Welcher Schwierigkeitsgrad auch gewählt wird, Hauptsache ist, raus aus dem Hamsterrad und weg von den Mühen eines durchorganisierten Alltags. Darum geht es und es gehört inzwischen zum Lifestyle-Talk, über derartige Reisepläne wenigstens zu philosophieren. Dass so eine Abenteuerreise geradezu qualvoll sein kann und ein Maß an Disziplin verlangt wie kaum ein Managerjob, steht auf einem anderen Blatt.

Outdoormode

Foto: Dona Karan

Weil viele das ahnen, sparen sie sich das echte Wagnis und geben sich dafür einen Look, als ob sie nur auf der Durchreise und eigentlich schon auf dem Weg zum K2 wären. Dieses zur Schau getragene Abenteuertum kaschiert nur notdürftig den Möchtegern, nicht selten auch einfach die Faulheit, sich den Mitmenschen ansprechend zu präsentieren. Und dass so ein Outdoor-Outfit nicht immer frisch gewaschen sein kann, versteht sich doch eigentlich von selbst.

Outdoormode, langer Rock

Foto: Marni

Niemand braucht im Dschungel der Großstadt eine Survival-Ausrüstung

Unser Straßenbild hat sich durch den Outdoortrend verändert – oft unvorteilhaft ins Rustikale. Die Hersteller von Outdoorbekleidung im eigentliche Sinne orientieren sich nämlich verständlicherweise weniger an den internationalen Laufstegen als an neuester wissenschaftlicher Forschung. Erkenntnisse aus der Raumfahrt sind für sie inspirierender als das neueste Projekt von Karl Lagerfeld.

Outdoormode

Foto: Alberta Ferreti

Es geht nicht in erster Linie um eine ästhetisch gelungene Passform, die Abstimmung der Farben nach dem neuesten Trend, sondern um Wetterbeständigkeit, Atmungsaktivität, Leichtigkeit, kurz: um Funktionalität unter extremen Bedingungen. Niemand braucht nun aber für den Dschungel der Großstadt eine Survival-Ausrüstung, also etwa Hosen, in deren Taschen vom Messer über die Erste-Hilfe-Ausstattung bis zur Satellitenschüssel so ziemlich alles Platz findet. Trägerinnen und Träger von schweren Schuhen und Jacken, die tropischen Regenfällen genauso standhalten wie einem Eisbärenüberfall, sind in Berlin, München oder Hamburg auch auf dem Abenteuerspielplatz deplatziert. Dass die immer auf der Suche nach Anregungen befindliche Modewelt den Trend gestresster Büromenschen, ihre freie Zeit in der Natur zu verbringen, aufgreift, ist nun aber durchaus nicht überraschend. Auch, dass Hersteller von Outdoorkleidern ihre Chance erkennen und ihr Portfolio um modische Kollektionen erweitern, verwundert nicht. Was die sportiv-rustikale Outdoorbekleidung echter Abenteurer für Fashion-Designer und Fashionistas interessant macht, ist die ihnen eingeschriebene Botschaft.

Outdoormode, Cape

Foto: Randy Brooke/Getty Images for Tommy Hilfiger

Wer sich auf Wüstenmärsche begibt oder den Amazonas hinunterfährt, also keine Angst vor Wind, Wetter und Gefahr hat, ist in der Regel erstens ein individueller Charakter mit starken Nerven, zweitens von einer gewissen Sportlichkeit und drittens jemand, dessen Eitelkeiten sich eher nicht in Äußerlichkeiten zeigen. Im Fazit also eine ziemlich coole Persönlichkeit, in den Terminus der Mode umgesetzt eine mit Style und Allüre.

Outdoormode in einem verfeinerten Sinn ist zeitgemäß

In Mode umgesetzt können nun praktische Vorteile wie Atmungsaktivität oder die Leichtigkeit neuer Stoffentwicklungen durchaus attraktive Ergebnisse haben. Die modische Variante der Trekkingsandalen etwa, die High-End-Looks erden und eine neue Silhouette geben, atmungsaktive Materialien für trendige Egg-Shape-Mäntel und nicht zuletzt die Daunenjacken, -mäntel und -westen, die sich schon in Richtung modisches Evergreen entwickeln, sind gute Beispiele. Steppjacken jeder Couleur sind heute leicht wie eine Bettfeder, warm wie ein ganzes Daunenbett und in Passformen erhältlich, die niemanden mehr wir ein Michelinmännchen aussehen lassen. Dass sie dank ausgefeilter Technik ursprünglich für echte Abenteurer entwickelt, oft auch noch besonders widerstandsfähig sind, Wasser abperlen lassen und einen nicht ins Schwitzen kommen lassen, nehmen wir mit Dank zur Kenntnis. Dass sich die überrustikale Optik ihrer Verwandten in den modischen Interpretationen homöopathisiert, allerdings auch. Outdoormode in einem verfeinerten Sinn ist tatsächlich zeitgemäß, gerade, weil wir auch in unserem Alltag im Büro mit Klimaanlage, dann im heißen Fahrstuhl und auf dem Weg zum Auto oft in wenigen Minuten Klimazonen wechseln. Natürlich ist eine zusätzliche Tasche fürs Handy hilfreich, und man freut sich, dass der Mantel leicht ist, wo schon die Aktentasche so schwer wiegt. Niemand wird sich dagegen wehren, wenn uns Kleider nicht nur schöner machen, sondern das Leben auch noch komfortabler. Mode muss uns aber nicht vor Gefahren schützen, denen wir gar nicht begegnen. Es ist auch nichts Falsches daran, Naturverbundenheit zu zeigen – es geht um Maß und Mittel. Übrigens: Tannengrün, Steinfarben und Moostöne sind ein großer Trend in diesem Herbst. Pilze, Füchse, Eulen beliebte Motive vieler Designer. Was für eine hübsche Idee, die Liebe zum Wald zum Ausdruck zu bringen.