Diesel Black Gold H/W 2014/14 Foto: Diesel Black Gold
Mit großer Geduld erklärt Andreas Melbostad bei der Schau-Preview am Nachmittag den reiferen Damen, die die Modeberichterstattung der italienischen Tagespresse bestimmen, seine erste Männerkollektion. Die Moderedakteurinnen wirken wie im Dienst ergraute, ein wenig exaltierte Studienrätinnen, Fachbereich Kunst. Andreas, 41, ein kräftiger, freundlicher Typ in Jeans und blauem Hemd würde man glatt für ihren Neffen halten, stünde er nicht während der Männermode-Messe Pitti Uomo in einer alte Bahnhofshalle in Florenz, in der gerade überall Vorbereitungen für die Schau laufen. Kleiderständer mit Outfits aus der Kollektion sind aufgebaut.
Andreas Melbostad Backstage, Pitti Uomo 85 Foto: Diesel Black Gold
Diesel Black Gold Show, Backstage, Pitti Uomo 85 Foto: Diesel Black Gold
Männermode hat etwas Beschützendes, das Selbstvertrauen gibt
Die Tische und Spiegel für die Visagisten stehen bereit, Techniker sind mit dem Aufbau der LED-Wände beschäftigt, die die Schau am Abend mit einer Art digitalem Lagerfeuer begleiten werden. Seit einem Jahr ist Melbostadt Diesel Black Gold Chefdesigner, seine erste Damenkollektion wurde hochgelobt. Erst am Abend vorher ist er aus Los Angeles eingeflogen, morgen früh schon fliegt er wieder zurück nach New York, wo er wohnt. „New York ist am ehesten mein Zuhause“, sagt der gebürtige Norweger, „aber ich reise momentan so viel, dass es mir inzwischen ziemlich schnell gelingt, mich überall zu Hause zu fühlen“. Mit Damenmode war Melbostad, Absolvent des Londoner Royal College of Art, schon lange vertraut.
Diesel Black Gold H/W 2014/14 Foto: Diesel Black Gold
Er arbeitete für große Labels wie Lanvin, Yves Saint Laurent, Nina Ricci oder Calvin Klein, bevor ihn Diesel-Chef Renzo Rosso zum Kreativchef der High-End-Linie Diesel Black Gold machte. Die erste Damenkollektion wurde in New York gezeigt. „Die Männerkollektion war natürlich eine neue spannende Herausforderung für mich, ich habe mich aber auch bei meinem Design für Damenkollektionen immer von Elementen der Männermode inspirieren lassen. Männermode hat so etwas Beschützendes, das Selbstvertrauen gibt, das ich auch meinen Damenkollektionen geben wollte. Ich bin in gewisser Weise also zu den Ursprüngen vieler meiner Inspirationen zurückgekommen“. Diesel steht für modische Jeans mit einem Schuss Rebellion, Diesel Black Gold ist noch innovativer im Design, nicht so denim-orientiert, aber mit dem gleichen rockigen Spirit.
Diesel Black Gold H/W 2014/14 Foto: Diesel Black Gold
Ziggy Stardust meets Lou Reed
Die Damenkollektion vermittelt ein selbstbewusstes, toughes Frauenbild, die Schnitte sind etwas oversized und etwas legerer als die Männermode, bei der bei aller Rockigkeit die präzise Passform nicht nur männliche Beine betont, sondern auch beweist, dass Diesel Black Gold eben eine High-End-Linie ist. Für die Männer war Metall ein zentrales Thema des Designers. Beschläge und Embleme, die die Jacken schmücken, orientieren sich an Rocker- und Biker-Looks. „Ich mag es, bekannte ikonische Formen zu nehmen und sie zu dekonstruieren und in einen neuen Zusammenhang zu bringen“, sagt Melbostad, als er eine silbermetallische Jacke, gespickt mit Matches, vom Kleiderständer nimmt und präsentiert.
Diesel Black Gold H/W 2014/14 Foto: Diesel Black Gold
Ziggy Stardust meets Lou Reed. Dass bei der Herrenschau auch sieben Damen mitlaufen, soll zeigen, dass die Kollektionen zusammengehören, den gleichen Geist und dieselbe Sensibilität haben, nur feminin bzw. maskulin interpretiert. Die Farben sind Off-White, Schwarz, Grau, Metallic. „Es geht weniger um Farben als um Texturen und ihre Wirkung“, erklärt Melbostad, „und um das Selbstvertrauen, das man in dieser Kleidung bekommen kann“. Dass seine Kleidung Selbstbewusstsein ausstrahlt, betont der Designer immer wieder, dabei kommt fast ein bisschen zu kurz, dass sie auch gut aussieht.
Andreas Melbostad Renzo Rosso Jeremy Renne, Diesel Black Gold Show, Pitti Uomo 85 Foto: Diesel Black Gold