Das neue Bad: Wellnessoase und Statussymbol

Eine Gastgeberin präsentierte unlängst die Sauna im gerade bezogenen Luxusappartement.

Natur, ein Trend im Badezimmer

Ein meerblaues Bad ohne Bohrlöcher www.niewiederbohren.de

Aparterweise ist sie hinter dem Weinkeller, der in diesem Fall ein wohltemperierter Raum ist, untergebracht. Beim Saunieren fällt der Blick also auf die ausgewählten Lagen, die auch gleich noch als Anregung fürs Fachsimpeln und die Erörterung des Menueplans sorgen. Das ist Wellnessverständnis im weiteren Sinne und typisch für das neue Bad. Kann in Zukunft öfter passieren, dass man nicht nur die neue Küche präsentiert bekommt, sondern auch die freistehende Wanne, den Duschkopf mit integrierter Licht- oder Aroma-Therapie, Dampfdüsen und auswechselbaren Duftkapseln. „Harmonie“, „Entspannung“, „Body & Soul“ sind die Vokabeln, die mit der neuen Generation Bad assoziiert werden sollen.

„Materica“ - Keramische Holzoptik www.deutsche-fliese.de

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Nach der Küche ist also das Badezimmer und seine Weiterungen an der Reihe, zu einem Ort der Selbstdarstellung, vielleicht auch der Repräsentation zu werden. Stardesigener wie Philippe Starck oder Patricia Urquiola werden von Unternehmen engagiert, um den Style der Badezimmerkollektionen auf Vordermann zu bringen. Wenn man aktuelle Kataloge durchblättert, kann man sich darüber informieren, wie aus wohlgeformten Armaturen Wasser schwallartig und geräuschlos, einem Wasserfall gleich, in eine Waschschüssel fließt, deren organische Rundungen das Spritzwasser aufs allergeringste reduzieren. Die Badewanne wird in diesem Ambiente dann zum See, der Handtuchhalter zum Ast, die Kosmetikbox hat die Form eines Kiesels … Apropos Natur: Die Verwendung von Holz ist in modernen Bädern quasi Ehrensache, auf dem Boden, aber auch als Material für Waschbecken und Ablagen. Sieht gut aus, scheint auch zu funktionieren. Und nicht alles, was wie Holz aussieht, ist auch Holz: Es gibt Keramikfliesen mit Holzoptik.

Naturstein im Badezimmer

Lave main Nobu. Waschbecken aus einem Findling gearbeitet www.tikamoon.com

Klang- und Klimaszenarien für den privaten Spa-Bereich

Der Spa-Gedanke ist das große Thema, wenn sich Designer und Innenarchitekten mit dem Thema Bad beschäftigen. Es wird zur Wellnessoase. Und so sind die oben erwähnten Duschköpfe, aber eben auch Saunen für das Bad oder sogar den Wohnraum ein Angebot, das zunehmend Interessenten findet. Diese modernen Saunen für den Hausgebrauch haben es mit ihren Vollverglasungen, den flächig von LEDs beleuchteten Rückwänden wirklich verdient, aus dem Keller nach oben zu rücken. Es können Klang- und Klimaszenarien eingestellt werden, der Aufguss gelingt per Knopfdruck, die Fernbedienung kommt in Form eines Steins daher. Solche Exklusivität kann sich natürlich nur erlauben, wer, neben dem nötigen Bankkonto, auch den entsprechenden Platz zur Verfügung hat. Um Raum zu schaffen, haben internationale Boutiquehotels den Trend des zum Schlafzimmer hin geöffneten Badezimmers begründet. Kleine Räume wirken so größer, meist sieht das zugegebenermaßen auch gut aus, weil sich Wanne, Dusche, Waschtisch geschmackvoller im Raum verteilen lassen. Erster Nachteil, aufwendige Umbauarbeiten können notwendig werden, nicht jedes Wasserrohr lässt sich zum Beispiel problemlos in den Boden umleiten. Zweitens sollte, wer Wände fallen lassen möchte, ganz sicher sein, das Bad als privaten Rückzugsort nicht unbedingt zu brauchen. Stichwort Gerüche, Stichwort Intimsphäre.

Der Spa Gedanke für das private Badezimer

Dampfbad-Unikat – Farbenspiel im eigenen Badezimmer www.repabad.com

Auch das unscheinbarste Badezimmer lässt sich aufhübschen

„Jedes Badezimmer braucht einen Traum“, stellt der deutsche Hersteller Axor Hansgrohe fest, der zu den wenigen Global Playern der Branche gehört, und kommt zu dem Schluss, dass es keine universelle Lösung für das Badezimmer gibt, sondern nur eine individuelle für jeden von uns. Hört sich gut an, kann aber auch Angst machen. Allein die Auswahl an Wasserhähnen, die auf den einschlägigen Messen präsentiert werden, ist so groß, dass einem sofort klar wird, das Projekt Bad ist eines, in das man sich einarbeiten muss. Der Trend zur Individualisierung in jedem Bereich des Lifestyles kann einem schon zu schaffen machen. Was ich anhabe, wie ich mich einrichte, was ich esse, alles gilt irgendwie auch als Ausdruck meines Charakters, kann als Einblick in mein Seelenleben gewertet werden. Nun also auch die Auswahl des Duschvorhangs. Kaum möglich, sich dem zu verweigern. Einschlägige Fachzeitschriften wie Schöner Wohnen machen Vorschläge für das „Bad im Country-Style“, das „mondäne Badezimmer“ im Stil eines Powder Room der 50er Jahre, das „Wohlfühlbad mit Korbsessel“, oder das „Bad mit Feuerstelle und Bruchsteinwand“. Was aussieht wie ein Kamin, ist in Wahrheit eine Bioalkoholfeuerstelle, die keinen Schornstein braucht. All jenen, denen ein flackernder Kamin nicht genug ist, kann vielleicht mit einem wasserdichten Fernseher, selbstverständlich mit Internetanschluss, geholfen werden. Ausgeschaltet wirkt so ein Gerät wie ein Spiegel. Kein Wunder, wenn einem da das eigene fensterlose Sechs-Quadratmeter-Bad etwas ärmlich erscheint.

Der Trend zum Luxusbad als Statussymbol

Art Deco Bathroom
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Wenn die Fugenfarbe schlaflose Nächte bereitet

Wie in der Mode kann der Einsatz der richtigen Accessoires wenigstens ein bisschen Abhilfe schaffen. Auch das unscheinbarste Badezimmer lässt sich aufhübschen und individualisieren mit geschmackvollen Seifenspendern, Rollcontainern, Handtuchhaltern und Handtüchern, mit Bodenmatten oder Bademänteln. Dass das Bad längst mehr ist als eine Nasszelle, die in erste Linie funktional zu sein hat, lässt sich vielleicht auch daran erkennen, wie viele Designer sich am Entwurf einer formschönen oder humorigen Toilettenbürste versucht haben, etwa in Gestalt einer Kirsche mit Stiel oder auch eines Kaktus.

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Wenn man sich also für eine größere Umgestaltung der eigenen Sanitäranlagen entschieden und herausgefunden hat, welche Armaturen, Waschbecken- und Wannenform am besten den persönlichen Badezimmertyp unterstreichen, gilt es, die Handwerker ausfindig zu machen, die den Traum Realität werden lassen. Fliesenleger, Fachleute für Sanitär und Installation, Elektriker, Trockenbauer, Maurer – siehe Trend zum offenen Bad – und eventuell Tischler für Einbauarbeiten. Nicht einfach, wie Betroffene zu berichten wissen. Die Auftragslage ist gut und das „Kenn wa nicht, ham wa nich“ ist in diesen Branchen immer noch nicht ganz unüblich. Der Teufel steckt da meist im Detail, etwa, die Fugenfarbe den Fliesen anzupassen. Es gibt stolze Badbesitzer, die in ihrem Traum vom Bad eine alptraumhafte Nacht damit verbracht haben, jede Fuge eigenhändig nachzuziehen. Bei den Überlegungen zur Badgestaltung ist es übrigens auch nicht verkehrt, das eigene Altern mitzubedenken. Wenn man denn schon Geld ins Badezimmer investiert, kann man gleich barrierefrei renovieren. Wer glaubt, das habe noch Zeit, sei vorsichtig darauf hingewiesen, dass man erstens schneller altert als man denkt, und zweitens auch kleine Kinder hohe Badewannenränder schwierig überwinden können. Und noch ein Tipp: Ein Generalunternehmer, der die verschiedenen Gewerke der Neugestaltung koordiniert, ist in der Regel seinen Preis wert. Wer schon mal gebaut hat, weiß: Man muss keinen Flughafen planen, um die Übersicht zu verlieren. Mitunter genügt ein Bad.