Bella Figura

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Pitti Uomo 85, Januar 2014 Foto: AKAstudio

„Neue Männer braucht das Land“, sang Ina Deter 1982. Wie sie sich die wohl vorstellte?

Die Mode machte damals Punker und New Waver salonfähig, Vivienne Westwood führte ihre Männerkollektion zum ersten Mal in Paris vor, die Japaner dekonstruierten Kleider Mäntel und Hosen. 1994 wurde der metrosexuelle Mann erfunden, der auch seine weibliche Seite betont, sich selbstverständlich für Mode und einen verfeinerten Lebensstil interessiert.

Zwanzig Jahre später, 2014, ist metrosexuell passé, stattdessen ist männliche Eleganz und ein wenig liebenswertes Machotum gefragt. Kein Wunder, dass einem da gleich Marcello Mastroianni einfällt, und sich der modische Blick nach Italien richtet.

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Pitti Uomo 85, Januar 2014 Foto: Enrico Labriola

 

Gerade werden die Männerkollektionen für die nächste Saison vorgestellt, und das beste Trendbarometer sind ohne Frage die männlichen Besucher etwa der Pitti Uomo in Florenz oder der Milano Moda Uomo in Mailand. Seit Generationen schneidern die Italiener den Männern Anzüge aus feinsten Stöffchen auf den Leib, die perfekt sitzen und sich so maßvoll den modernen Zeiten anpassen, dass sie nie alt wirken, aber auch niemals geckig.

 Im Anzug sieht der Junge aus wie ein Mann

Dem reifen Mann geben sie gekonnt Form und Kontur, dem jungen eine besondere Seriosität, die so sexy mit jugendlicher Unbekümmertheit kontrastiert. Im Anzug sieht der Junge aus wie ein Mann. Wer sich auf dem Messegelände des Fortezza da Basso in Florenz eine Weile auf den zentralen Platz setzt und das bunte Treiben beobachtet, wird sehen, wie der moderne Mann seinen Anzug trägt – und dass er ihn trägt, ist für Trendsetter keine Frage. Es gibt die Klassiker mit glatt gebügeltem Hemd mit Haifisch oder Kentkragen und einer Krawatte, die durchaus ausdrucksvoll in Farbe und Design sein darf, und die Modemutigen in wildem Mustermix mit Weste, Schleife, Einstecktuch und Hut. Bei ihnen sind die schmalen Hosen knöchellang und geben den Blick frei auf einen Strumpf, der noch einmal Mut zu Farbe und wilden Mustern beweist. Einstecktuch, Blume am Revers und bunte Socken wirken bei allem Hang zur Extravaganza lässig, das ist die Kunst.

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Pitti Uomo 85 Januar 2015 Foto: Enrico Labriola

 

Die Italiener machen es vor, Besonders eifrig folgen ihnen die Japaner, aber auch der Rest der Modewelt. Metrosexualität ist nicht Sache des italienischen Mannes, nach innen mag der eine oder andere ein Sensibelchen sein, nach außen ist er ganz und gar Mann – und damit momentan wieder ganz besonders en vogue. Vollbart, oder noch aktueller, Schnauzer, unterstützen den neuen Männerlook. Das Haupthaar übrigens darf lang oder kurz, muss aber auf jeden Fall an den Seiten schmal sein. Volumen ist nur am Oberkopf erlaubt. Seitenscheitel unterstützen die neue Männlichkeit. Die Frisur ist Bubi, der Bart mitunter Räuber Hotzenplotz. Gockel und Galan, der Prince of Wales trifft den „lonely wolf“, so etwa sieht der moderne Mann aus.

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Pitti Uomo 85, Januar 2014 Foto: Enrico Labriola

 

Der Prototyp des lonely wolf, Robert Redford, beweist gerade als 77-Jähriger in seinem Film „All is lost“ als einsamer Skipper im Kampf mit dem Meer, dass Style keine Frage des Alters ist. Dass er sich im Angesicht des Untergangs noch rasiert, ist unbeschreiblich cool, unter modischem Gesichtspunkt allerdings überflüssig. Bei dem namenlosen Skipper, dargestellt von Robert Redford, geht es allerdings auch um Existenzielles. Die Mode bleibt sicher an der Oberfläche, sie definiert den Mann momentan als einen, der genauso rau ist, wie er sich zu schmücken mag. So ist der neue Look, der immer wieder auch die klassische Männermode aus dem 19. Jahrhundert zitiert, retrospektiv, modern und irgendwie auch zeitlos.