Berlin – Jedem sein Ding

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Premium Berlin Foto: Jordana Schramm

Premium Berlin
Foto: Jordana Schramm

Berlin ist eine bunte Stadt. Jeder hat eine eigene Meinung zu ihr. „Hier kann jeder sein Ding machen“, sagen die einen bewundernd. Anderen ist Berlin zu schnell, zu atemlos, zu eigensinnig. Eigensinnig, weil es hier eben so viele Individualisten gibt, die „ihr Ding“ machen. Die Berlin nicht nur zu der vielbeschworenen Metropole machen, sondern auch zu einer Stadt, die alle Kriterien erfüllt, besonders fashionable zu sein.

Rike Feuerstein Schau Foto: Jordana Schramm

Rike Feuerstein Schau
Foto: Jordana Schramm

Persönlichkeit und Individualität zu zeigen ist nämlich gerade das Thema der Mode. Mehr denn je heißt es in diesem Herbst: Kreiere deinen persönlichen Look aus der Vielfalt des Angebots. Es ist noch gar nicht so lange her, da zog man sich einfach an, irgendwann begann man sich dann zu stylen.

Premium Berlin Foto: Jordana Schramm

Premium Berlin
Foto: Jordana Schramm

Jetzt werden Kleider kuratiert wie eine Kunstsammlung. Der Kleiderschrank ist quasi ein Depot von ausgewählten Teilen, die seiner Besitzerin oder seinem Besitzer die Möglichkeit geben, jeden Tag aufs Neue die eigene facettenreiche Persönlichkeit mittels des mit Feingefühl und modischer Kompetenz zusammengestellten Outfits zu präsentieren. Passend zu diesem Trend ist etwa, dass der weit über die Grenzen Berlins bekannte Concept Store von Andreas Murkudis seine Second-Season-Teile im „Archiv“ genannten Zweitgeschäft anbietet. Sein Bruder Kostas Murkudis macht inzwischen sowieso Kleider fürs Museum und nennt sich nicht mehr Designer, sondern Künstler. Die beiden haben den Geist der Zeit erkannt. Sie sind wahre Trendsetter.

 

Was hier angeboten wird hat eine Geschichte

 

„Ich sehe, was du anhast, und sage dir, wer du bist“, so könnte man das neue Modecredo formulieren. Und es lässt sich auch auf den Bereich des Wohnens erweitern. In beiden Felder gibt es „key pieces“, in der Mode sind das Taschen, Gürtel, Schuhe und vielleicht die Statement-Kette, beim Wohnen ein Stuhl von Eames oder eine Sammlung von Topfpflanzen. Kaum etwas ist nämlich trendiger als eine Neigung zum Gärtnern – in welcher Form auch immer. Berlin hat in all diesen Bereichen viel zu bieten: eine Menge individueller Geschäfte, Flagshipstores von internationalen Designern und Departmentstores, deren Angebot man durchaus kuratiert nennen kann, außerdem zahlreiche Gärten und Urban-Gardening-Projekte. Last but not least: Ganz wichtig sind auch die vielen Second-Hand- und Second-Season-Geschäfte, in denen man Kleider und Accessoires aus den Bereichen Mode und Wohnen erwerben kann. Der von Murkudis clever gewählte Begriff Archiv deutet an, worum es geht. Was hier angeboten wird hat eine Geschichte. Die besten Geschichten erzählen manchmal die Betreiber der Läden. Etwa Siegfried Böhnisch, der seit einer gefühlten Ewigkeit das Harveys auf dem Ku`damm betreibt. Eigentlich verkauft Böhnisch nur Männerkleidung, aber bei Paul Harnden und Elena Dawson macht er eine Ausnahme. Schließlich ist er der einzige in ganz Berlin, der diese beiden Ausnahme-Designer im Angebot hat. Aus der ganzen Welt kommen sie deshalb zu ihm, sagt Böhnisch. „Die Sachen verkaufen sich wie früher die Bückware im Osten unterm Ladentisch.“ Böhnischs Geschichten sind, wie der ganze Typ, witzig und charmant.

Premium Berlin Foto: Jordana Schramm

Premium Berlin
Foto: Jordana Schramm

 

In Berlin lebt es sich ziemlich komfortabel

 

Andere Geschichten sind poetisch, wieder andere bewegt. Und ist es nicht auch die bewegte Geschichte Berlins, die die Stadt so faszinierend macht? Man denke an das Eckgebäude an der Torstraße eins, in dem 2010 das Soho House Berlin einzog. Ganz zu Anfang war das – jüdische – Kaufhaus Jonass & Co. hier drin, 1933 wurde es an die Reichsjugendführung verkauft, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es zum Sitz des Zentralkomitees der SED und somit von Parteigrößen wie Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck. Heute ist eine stilvolle Hotel-Adresse für Kreative. Im Februar dieses Jahres wurde im Erdgeschoss des Gebäudes zudem The Store eröffnet, ein Laden, der Kleidung und Möbel anbietet, in dem man essen und arbeiten kann. Wer will, bleibt von morgens bis abends.

Bus vor Hotel Waldorf Astoria Foto: Jordana Schramm

Bus vor Hotel Waldorf Astoria
Foto: Jordana Schramm

In Berlin wird Zeitgeschichte erlebbar. Das macht die Stadt so modern. Sie, die hier wohnen, oder Sie, die Berlin besuchen, können also wirklich mit gutem Grund sagen, Sie sind in der europäischen Stadt, die den Zeitgeist spiegelt. Dass für nicht wenige Chinesen oder Japaner Europa und eben auch Berlin einer Disney World gleicht, die sie mit staunenden Augen besuchen, nehmen wir zur Kenntnis und stellen fest: Es lebt sich in ihr ziemlich komfortabel. Das liegt auch daran, dass wir individuell sein dürfen, dass wir eine Meinung haben und vor allem auch äußern können. Dass wir anziehen können, was immer wir wollen und uns leisten können, tut dem Wohlbefinden gut. In Berlin ist genau das schon lange Trend. Die aktuelle Aufforderung der Mode, uns mit ihrer Hilfe täglich neu zu erfinden, mal als Neo-Punk, mal „Pretty in Pastell“ oder im „70ies Bohemian Look“, können wir zur Kenntnis nehmen und ihr, wenn wir lustig sind, folgen. Natürlich gibt es zu jedem Trend auch den Gegentrend. In diesem Fall heißt er Normcore und bedeutet, möglichst unauffällig „normal“ herumzulaufen. Es könnte Ihnen gerade in Berlin passieren, dass Sie genau damit besonders auffallen.

 

 

ENGLICH VERSION

 

 

Berlin is a diverse city. Everyone has their own opinion of it. “Everyone can do their own thing here,” say the admiring ones. For others, Berlin is too fast, too breathless, too stubborn. Stubborn because there are so many individualists who are doing “their own thing”. Who not only make Berlin into the metropolis that people swear by, but also into a city which fulfils all criteria, particularly when it comes to being fashionable. Showing personality and individuality is the point of fashion. More than ever, this autumn the message is: create your personal look from the variety of what’s on offer. It wasn’t that long ago when people simply got dressed, but now they are beginning to style themselves. Now clothes are curated like an art collection. The wardrobe has become a sort of depot of selected pieces, which allow its owner to express his or her personality through their outfits, put together with sensibility and fashionable skill. Right on trend is the Concept Store by Andreas Murkudis, which is known far beyond the borders of Berlin, which is presenting its second season pieces in its outlet titled “Archive”. His brother Kostas Murkudis meanwhile makes clothes for museums and so no longer calls himself a designer, but an artist. Both of them have recognised the spirit of the times. They are true trend-setters.

 

What is on offer here is history

 

“I see what you’re wearing and can tell you who you are.” This could be the new fashion credo. And it can also be applied to homeware as well. In both areas there are “key pieces”, in fashion these are bags, belts, shoes and maybe a statement necklace, in homeware a chair by Eames or a collection of potted plants. Hardly anything is cooler than doing a spot of gardening – in whatever form. Berlin has lots to offer in all of these areas: a ton of individual businesses, flagship stores by international designers and department stores, whose collections are definitely what you’d call curated, as well as numerous gardens and urban gardening projects. Last but not least: the many second-hand and second season shops are very important as places to buy clothes and accessories for your wardrobe or home. The term archive cleverly selected by Murkudis gives a hint of what it’s all about. What is on offer here is history. Sometimes the best stories are told by the store managers. For example Siegfried Böhnisch, who has been running Harveys on Ku’damm for what feels like an eternity. Actually Böhnisch only sells menswear, but he makes an exception for Paul Harnden and Elena Dawson. After all, he is the only one in the whole of Berlin who stocks these two exceptional designers. That’s why they come to him from all over the world, says Böhnisch. “The things are selling like the supermarket home brands under the counter back in the GDR.”
Böhnisch’s stories are exactly like his character: funny and charming. Some stories are poetic, others are moving. And isn’t that also the eventful history of Berlin which makes the city so fascinating?

 

Life is comfortable for them here

 

One memory that comes to mind is the corner building at Torstrasse 1, which Soho House Berlin moved into in 2010. At the very beginning the – Jewish – shopping centre Jonaas & Co. was there, in 1933 it was sold to the elite of the Hitler Youth, after the end of the Second World War it became the seat of the central committee of the SED and thus also of party leaders such as Walter Ulbricht and Wilhelm Pieck. Today it’s a stylish hotel for creative people. In February this year The Store was opened in the ground floor of the building, a shop which sells clothes and furniture, and where you can eat and work. If you want you can get there in the morning and stay until the evening. In Berlin, you can experience experience contemporary history. That is what makes the city so modern. You who live here or you who are visiting Berlin can also truly say, with good reason, you are in the European city which is reflecting the spirit of the times. We take note of the fact that Berlin for many from China or Japan is akin to a sort of Disney World, which they visit visit with a marvelling gaze, and we realise: life is comfortable for them here. This is also because we can be individual, we have an opinion and above all we can express it. The fact that we can wear what we want, whatever we want and can afford it helps us to feel settled. In Berlin this has been the trend for a long time. We can keep track of the current challenge of fashion, to re-invent ourselves with its help every day, sometimes as a neo-punk, sometimes “pretty in pastel” or with a “70s Bohemian look”, and, if we’re playful, follow it.
Of course for every trend there is a counter-trend. In this case it calls itself normcore and means trying to look as “normal” and attract as little attention as possible. It could even happen to you in Berlin that you end up attracting attention by doing just that.

 

 

 

 

Andreas Murkudis Möbel und Architektur
Potsdamer Straße 77,
Tiergarten
www.andreasmurkudis.com

 

Andreas Murkudis
Potsdamer Straße 81E,
Tiergarten
www.andreasmurkudis.com

 

Murkudis Archiv
Almstadtstraße 1,
Mitte
andreasmurkudis.com/stores/archiv

 

The Store x Soho House Berlin,
Torstraße 1, Mitte thestores.com
das neue schwarz Mulackstraße 38,
Mitte
www.dasneueschwarz.de/

 

Galerie Hans-Peter Jochum
Mommsenstr. 3,
Charlottenburg
hpjochum.de

 

OONA Gallery Berlin
Auguststraße 26, Mitte www.oona-galerie.de
Lunettes
Torstraße 172,
Mitte lunettes-selection.de

 

Roman’s
Schlüterstraße 44,
Charlottenburg
romansberlin.de/

 

Harveys
Kurfürstendamm 56,
Charlottenburg
harveys-berlin.de

 

Stue
Torstraße 70,
Mitte
stueberlin.de

 

Soto
Torstraße 68,
Mitte
sotostore.com