Sie haben sich nun genau einen dieser ungemütlichen Monate ausgesucht, um nach Berlin zu kommen. Vielleicht, weil im Januar die Fashion Week ist, vielleicht, weil im Februar jedes Jahr die Filmfestspiele stattfinden? Warum auch immer, diese beiden Veranstaltungen machen den Start ins neue Berliner Jahr leichter, sie bringen Farbe, sogar Glamour auf die grauen Berliner Trottoirs. Selbst wenn Sie nicht wegen dieser Veranstaltungen gekommen sind, werden sie es spüren. Dank der Filmfestspiele darf die Weihnachtsbeleuchtung rund um den Potsdamer Platz bis in den Februar strahlen und die roten Teppiche, die brillantbehangenen Dekolletés der Diven und die Seidenrevers der Smokingjacken beleuchten. Die Mode und der Film sind optimale Antipoden zum grauen Berliner Jahresbeginn. Sich glamourös anziehen, die blasse Winterhaut am besten mit ein bisschen Farbe auffrischen, und dann nichts wie raus auf den roten Teppich und der Jahreszeit trotzen – egal ob vor der Fashionshow oder der Filmpremiere. Die Damen sind da besonders kühn, kein Kleid ist zu seidig und zu zart, wenn es nur gut aussieht. Ich wage mal die Behauptung, wer Berlin elegant erleben möchte, muss genau jetzt kommen. Sie haben es also richtig gemacht. Ein Synonym für Eleganz und Glamour ist Berlin nämlich offen gesagt ansonsten nicht.
Elegant wie die fesche Lola
Die eleganteste Berlinerin ist und bleibt wohl Marlene Dietrich. Die Dietrich begann als fesche Lola auf der Tonne und ist in ihrer ganzen Karriere immer ein bisschen die fesche Lola geblieben, nämlich ein Vamp mit Schnauze und, falls sie gut aufgelegt war, auch mit Herz. Das war das besonders Verführerische, das Schillernde ihres Glamours und typisch Berlin. Diese Zeiten sind vorbei. Wenn Sie den Glamour der Diva noch einmal erleben wollen: Im Filmmuseum am Potsdamer Platz werden Highlights aus ihrem Nachlass, unter anderem Filme und Showkostüme, präsentiert. Eine Lektion in Sachen Stil der Diva, die Berlin nie verleugnet hat und schließlich zurückgekommen ist, für immer.
Der Virus der Sportivität hat auch die internationalen Luxuslabels infiziert
Aber nun den Blick nach vorne: Was bedeutet Eleganz heute in Berlin? Nicht sehr viel. Es gibt kaum Orte, für die man sich wirklich fein anziehen muss, viele aber, in denen man es durchaus kann. Es kommt quasi nicht so darauf an, in Berlin geht vieles nebeneinander. Die proletarische Schnoddrigkeit des Urberliners, der in den goldenen 20ern selbstverständlich Anzug trug, findet ihre modisch Entsprechung heute in der sportlich-lässigen Streetwear der Wahlberliner, die so tun, als seien sie nicht um Style bemüht. Das Gegenteil ist natürlich der Fall, die Jeans ist nicht irgendeine, die Sneakers sind nicht irgendwelche. Dieser Look ist nicht typisch Berlin, sondern ein Metropolenphänomen weltweit, dem Internet gedankt. Nun, nach Berlin passt er aber besonders gut, vielleicht ist er hier sogar entstanden. Insofern ist es kein Wunder, dass die Streetwear-Messe Bread & Butter jede Saison tausende von Einkäufern anzieht, die in Berlin nach neuen coolen Looks und Labels suchen. Der Virus der Sportivität hat längst auch schon die internationalen Luxuslabels infiziert, Gucci sei exemplarisch genannt. Die Frühjahr-/Sommerkollektion ist eine gewagte Mischung aus Cocktailmode und Sportswear. Netzhemden, Jogginghosen, Baseballjacken aus Samt, Seide und Lurex mit Art-Deco-Prints, irgendwie schräg. Das passt ganz gut zu Berlin und das gibt es auch (wieder) in Berlin. High-End-Shopping ist möglich, die großen Luxusmarken von Armani bis Yves Saint Laurent haben sich am oberen Ende des Kurfürstendamm angesiedelt, der schon zu Marlenes Zeiten das feinere Pflaster war als die volkstümlichere Friedrichstraße. Aber auch hier gibt es immer noch eine Oase des Luxus und der Eleganz, den Departmentstore 206 mit einer erlesenen Auswahl feiner Kleider und Accessoires für sie und ihn. Andreas Remshardt ist ein Berliner Designer, dessen Spezialität große Roben für den Abend oder die Hochzeit sind. Er fertigt sie nach Maß. Mit etwas Glück passt die Kundin in eines der Vorführkleider und kann es gleich mitnehmen, ansonsten sind die fälligen Anproben ein schöner Grund, Berlin wieder zu besuchen: ein Couturesalon in Berlin Mitte, ein wenig pariserisch. Berlin bietet eben fast alles. Flagshipstores und kleine Ateliers, neben der Bread & Butter die Premium für anspruchsvolle zeitgemäße Marken oder auch den Green Showroom für nachhaltige Mode. Die Partys der Filmfestspiele werden in glanzvollen Sälen und in alten Fabriketagen gefeiert. Das genau macht Berlin aus. Jack Lang, der ehemalige französische Kulturminister, hat genau erkannt, was Berlin zum Beispiel von Paris unterscheidet: „Paris ist immer Paris, Berlin ist niemals Berlin“. In diesem Sinne kommen Sie unbedingt wieder, nächstes Jahr ist alles anders. Sie können auch gerne gleich einen Koffer hier lassen, wie die Dietrich.
Andreas Remshardt
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10119 Berlin
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10707 Berlin
030 885 63 00
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Tauentzienstraße 21/24
030 21 96 70 58
Departmentstore Quartier 206
Friedrichstraße 71
10117 Berlin
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