Brief aus Berlin – September 2013

Foto: Valeria Mitelman

Foto: Valeria Mitelman

Im September wird in Deutschland gewählt. Da dies hier keine politische, sondern eine Stylekolumne ist, nutze ich den Anlass, um einen modischen Blick auf das politische Berlin und Designer zu werfen, die Seriosität mit modischem Anspruch verbinden. Die also Politiker – aber natürlich auch andere, die keine modischen Volten schlagen und trotzdem zeitgemäß angezogen sein möchten – ansprechend einkleiden können. Als nicht-deutscher Tourist aus (man muss es zugeben) eigentlich jedem anderen Land der Welt wird Ihnen die Style-Misere der deutschen Politik nicht wirklich nachvollziehbar sein. Deswegen eine kurze Erklärung. Eine der führenden Politikerinnen der Grünen Partei hat der Berliner Designer Michael Michalsky in einem Interview als die „Lady Gaga der deutschen Politik“ bezeichnet. Und das war als Kompliment zu verstehen, denn mit ihren orangefarbenen Haaren und den meist grünen, schrillen Outfits ist sie eine, die immerhin wagt, mit ihrer Kleidung so etwas wie Persönlichkeit zu zeigen. Unsere Bundeskanzlerin dagegen hat sich eine Uniform zugelegt – dunkle Hose, Blazer in allen Schattierungen der Farbpalette, kurze Kette. Ob die Farbe des Sakkos etwas über ihre Stimmung aussagt, wie die Art und Weise, in der die Queen ihre Handtasche trägt, ist nicht auszumachen. Der ehemalige Verteidigungsminister zu Guttenberg, dem von allen Seiten dank seiner Hermès-Krawatten und der gut sitzenden Anzüge Stilbewusstsein bescheinigt wurde, ist inzwischen als Lügenbaron entlarvt worden und hat sich in die USA abgesetzt, ansonsten trägt der Großteil des Kabinetts Tristesse, die Damen Hemdblusen mit zu gro