Berlin gilt als ein Garten Eden für Nachtschwärmer und seine reiche Museumslandschaft wird weltweit geschätzt. Als Stadt der Gartenkultur ist Berlin eher weniger bekannt. Das ist nicht ganz fair. Berlin ist eine grüne Stadt mit wunderschönen Parks und einigen sehr interessanten Gärten – privaten und öffentlichen. Es gibt in Deutschland und Berlin in den letzten Jahren geradezu einen Gartentrend. Es ist schick, darüber zu parlieren, in welcher Farbpalette der Balkon dieses Jahr bepflanzt wird, oder welchen Hartriegel, vielleicht einen Cornus drummondii, der im Frühsommer so hübsch blüht, man in den eigenen Garten gepflanzt hat. An einigen Tagen im Jahr können Sie übrigens einige interessante Privatgärten im Rahmen der „Offenen Gärten“ besuchen. Der Juni ist dafür der perfekte Monate. Genaue Informationen bekommen Sie auf der Seite www.open-garden.de.
In Berlin und Deutschland entsteht also wieder eine Gartenkultur, wie sie in England oder etwa auch den Niederlanden selbstverständlicher Teil verfeinerter Lebensart ist. Dass erst jetzt wieder an die deutsche Gartenkultur des 19. Jahrhunderts, für die immerhin so große Namen wie Peter Joseph Lenné oder Hermann von Pückler-Muskau stehen, angeknüpft wird, hart seinen Grund. Nach dem Krieg wurden Gärten – und auch Parks – gebraucht, um etwa Kartoffeln anzubauen, für Gartenkunst fehlten Zeit, Geld und Muße, später dann wohl das Verständnis. Gärtnerische Tradition haben in Berlin, der Arbeiterstadt, die sogenannten Laubenpieper, die kleine Gärten in Kolonien mitten in der Stadt bewirtschaften. Diese sogenannten Schrebergärten waren und sind oft hergerichtet wie eine sommerliche Außenstelle des Wohnzimmers im Freien. Lange galten sie als Inbegriff von Spießbürgerlichkeit, inzwischen gibt es aber nicht wenige Hipster, die es genauso angesagt wie angenehm finden, einen Garten ihr Eigen zu nennen.
Besonders im Trend ist es, sich mit naturnahem Gärtnern zu beschäftigen, Komposthaufen anzulegen, Sonnenenergie zu nutzen und sich mit Pflanzen zu umgeben, die Schmetterlinge anziehen. Immer mehr Kolonien in der Stadt verschwinden allerdings – oft unter großem Protest –, weil die kostbarer werdenden Flächen mit Wohnungen bebaut werden. Eine besonders schöne Gartenkolonie, die nichts mit der alten Idee vom Schrebergarten zu tun hat, finden Sie etwas außerhalb in Spandau. Jeder, der dort seinen Garten genießt, verpflichtet sich, das in Harmonie mit der Natur zu tun. Überraschend dort ist auch, dass es keine Zäune gibt. Wenn Sie etwas Zeit übrig haben und ein Gartenfreund sind, lohnt es sich, einen Ausflug zu den „Naturnahen Gärten in Spandau“ zu machen, sie sind ein bezaubernder Ort.
Urban Gardening in den Prinzessinnen Gärten oder Königliche Gartenakademie
Eine alternative Forme der Gärtnerei finden Sie auch in den Prinzessinnengärten. Auf einer jahrzehntelang brachliegenden Fläche am Moritzplatz in Kreuzberg, mitten in Berlin, werden heute mit der Unterstützung von zahlreichen Helferinnen und Helfern, Anwohnern und Gartenbegeisterten, Erwachsenen und Jugendlichen über 500 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten angebaut. Entstanden ist eine völlig neue Form von urbanem Leben und ein Ort, an dem lokal Lebensmittel hergestellt werden. Einmalig und typisch Berlin.
Ein auf ganz andere Art besonderer Ausflugsort für Gartenfreunde ist die Königliche Gartenakademie in Dahlem, übrigens ganz in der Nähe des Botanischen Gartens, der auch unbedingt einen Besuch wert ist. Die Königliche Gartenakademie versteht sich als ein „hochklassiges Zentrum zur Förderung der Gartenkultur und der Gartenkunst in Deutschland“. Es werden Kurse angeboten, man kann sich in der wunderschönen Anlage umsehen, das eine oder andere Gartensouvenir erstehen und im Café, ehemals ein Gewächshaus, noch einen Moment pausieren. In der Königlichen Gartenakademie wird Garten als Teil des Lifestyles auf höchstem Niveau und dabei angenehm unangestrengt zelebriert.
Ein anderer historischer und sogar weltberühmter Garten ist der des Staudenzüchters, Garten-Schriftstellers und Garten-Philosophen Karl Foerster. Hauptthema des ab 1912 entstandenen Karl-Foerster-Gartens in Potsdam-Bornim ist die Präsentation winterharter Blütenstauden. Senkgarten, Naturgarten, Steingarten, Frühlingsweg und Herbstbeet dienten Karl Foerster dazu, die Standortansprüche und die optische Wirkung der Stauden und ihre Zusammen-stellungen zu studieren. Der Besuch des Foerster-Gartens lohnt sich wirklich zu jeder Jahreszeit. Wenn Sie dann schon im Südwesten Berlins am Wannsee oder auf dem Weg nach Potsdam sind, könnten Sie noch Station bei Mutter Fourage machen, einer malerischen Hofgärtnerei mit Café/Restaurant und einer Galerie mit wechselnden Ausstellungen. Der Hof Mutter Fourage ist über 100 Jahre alt. Früher wurde hier mit Mehl und Fourage (Futtermittel) gehandelt. Es gibt, wie Sie sehen, also ein Berlin der Gärtner und der grünen Oasen, auch das ist Lifestyle in Berlin, und zwar einer, den immer mehr Berliner für sich entdecken.
Naturnahe Gärten Spandau
Niederheideweg 51
13589 Berlin-Spandau
www.oekogarten-berlin.de
Prinzessinnengärten
Prinzenstraße 35–38 / Prinzessinnenstraße 15
10969 Berlin-Kreuzberg
(U8 Moritzplatz)
Königliche Gartenakademie
Altensteinstraße 15a
14195 Berlin-Dahlem
www.koenigliche-gartenakademie.de
Die Rosenkugel (in der Königlichen Gartenakademie)
Altensteinstraße 15
14195 Berlin
030 83 22 89 32
Liebermann-Villa am Wannsee
Colomierstraße 3
14109 Berlin
Tel.: 030 805 85 90-0
(mit Café Max) www.cafe-max-liebermann.de
Foerster Staudengarten
Am Raubfang 6,
14469 Potsdam
0331 56 72 60
www.foerster-stauden.de
Hofcafé bei Mutter Fourage
Chausseestraße 15a
14109 Berlin-Wannsee
Tel.: 030 805 83 2 83
www.mutter-fourage.de
Botanischer Garten Berlin
Königin-Luise-Straße 6-8
14195 Berlin
030 83 85 01 00
www.bgbm.org
www.artberlin-online.de
(Art Berlin bietet auch einige Gartentouren an)