Die Männermode ist im Wandel. Das zeigt sich sogar dann, wenn Männer fast nichts mehr anhaben.
Im Februar hat Mann Grund ins Frösteln zu kommen, wenn er an einen Modetrend für den Sommer denkt. Der modische Mann zeigt Haut, das war bei den Schauen im letzten Jahr unübersehbar. Das männliche Bein ist schon seit einigen Saisons ins Blickfeld geraten. Shorts sind, sobald die Temperaturen im zweistelligen Bereich liegen, nicht mehr nur im Urlaub, sondern auch im Alltag erlaubt und absolut en vogue. Das modisch etwas ins Abseits geratene Sakko wird in Kombination mit kurzen Hosen wieder fashionable. Richtig schick ist es, ein Sakko zu tragen und nichts darunter. Kein T-Shirt, kein Hemd, kein Pullover, die nackte Männerbrust und der optimalerweise straffe Bauch sind das zentrale und preiswerteste Accessoire der Saison – mit oder ohne Sakko. Wer nicht ganz nackig sein möchte, kann zu tief ausgeschnittenen Tank Tops, Netzhemden oder Crop Tops greifen und Schultern, Arme, auch den Bauchnabel freilegen.
Der Mann als mehr oder weniger nacktes Sexsymbol ist spätestens seit den 90er- Jahren durch die muskulösen, durchtrainierten Davidoffmänner fest etabliert. Die Jungs, die heute bauchfrei über den Laufsteg gehen, sind in der Regel sehnig mager, mitunter tätowiert. Die eine oder der andere wird das sexy finden. Die nackte Männerhaut im Sommer 2023 sendet aber nicht in erster Linie erotische Signale. Manche machen wieder einmal die Pandemie für diesen Trend verantwortlich. Er sei eine Art Befreiungsschlag von den vielen Zwängen, denen wir ausgesetzt waren. Andere sehen ihn eher als einen Akt der männlichen Gleichberechtigung. Männer dürfen modisch auch alles: Perlenketten, Röcke und ihre Haut zur Schau tragen. Die leicht bekleideten Jünglinge wirken nicht selten androgyn in ihren bauchnabelfreien oder transparenten Shirts. Die neue Nacktheit verwischt überraschenderweise die Geschlechtergrenzen. Männlich oder weiblich sind Kategorien, die mindestens modisch an Bedeutung verlieren.