Herbst 2021 – Zurück in die Zukunft

Wir befinden uns in in vielerlei Hinsicht in Zeiten des Umbruchs. Das hat Folgen darauf, wie wir uns darstellen möchten.

Die Zukunft scheint plötzlich da zu sein. Tourismus im All ist keine Fantasie mehr, genauso wie selbstfahrende Autos. Das Klima verändert sich spürbar. Tropische Hitze hier, katastrophale Regenfälle da. Die Digitalisierung schreitet voran. Apps erleichtern unser Leben, kontrollieren es aber dadurch auch. Ist das ein Grund zur Sorge? Können wir uns sicher aufgehoben fühlen in der digitalen Welt? Der Mensch wächst über sich selbst hinaus. In kürzester Zeit wurden auf ganz neue Art wirksame Mittel gegen eine Pandemie gefunden. Gut möglich, dass die Erkenntnisse helfen, Krebs und andere Krankheiten zu heilen. All das ist faszinierend, irritierend, kann ängstlich und hoffnungsvoll machen. Die unübersehbaren Entwicklungen verändern den Blick auf das Leben, auf das, was bedeutsam ist. Sie stellen Gewohnheiten in Frage und beschäftigen Kreative.

Kleider als Schutzraum

 

 

Auf den Couture Schauen, die immer als Trendbarometer für kommende Entwicklungen gelten, wurden in diesem Jahr erstmals Modelle für Männer gezeigt und für Personen ohne eindeutige Geschlechtsidentität. Androgynität, der Mann im Rock, ist der entscheidendste Trend, der die Männermode bestimmt. Der Mann im klassischen Anzug, womöglich noch mit Krawatte, wirkt heute aus der Zeit gefallen. „Neue Männer braucht das Land“? Jetzt sind sie da! Natürlich, nicht alle Männer werden Rock tragen. Die Zwillingsbrüder Nick und Steve Tidball haben 2015 das Label Vollebak, flämisch für Vollgas oder auf das Ganze gehen, gegründet. Sie sind Extremsportler und überzeugt, dass wir zum Beispiel die 100 Year Pants brauchen, eine Hose, die Feuerstürme, Wasserfluten und überhaupt alle Naturereignisse, die in diesem Jahrhundert noch passieren könnten, überstehen kann. „In den nächsten 100 Jahren werden wir definitiv über die Erde hinaus expandieren. Wir werden sehr wahrscheinlich auf weitere Krankheiten stoßen, die die Welt zum Stillstand bringen könnten. Und gleichzeitig werden wir mit einer Ressourcenknappheit und einem Klimawandel konfrontiert, wie wir ihn seit der letzten Eiszeit nicht mehr erlebt haben. Genau dafür entwerfen wir Kleidung“, beschreibt Steve Tidball Vollebak CEO and Co-Founder Steve Tidball Vollebak seine Mission. Vollebak ist kein Fashion Label im eigentlichen Sinn. Aber der Schutz und Outdoorgedanke beschäftigt längst die Modemacher, er hat die Optik von Designerkollektionen von Armani bis Zegna beeinflusst. Wanderstiefel und gepolsterte Mäntel sind nicht nur im Hochgebirge, sondern auch auf Laufstegen zu finden. The North Face ist Kooperationen mit Commes des Garçons und Gucci eingegangen. Moncler arbeitet in der Linie Moncler Genius mit angesagten Designern wie Palm Angels und Craig Green zusammen. Outdoorkleidung war in den letzten Jahren ein gutes Geschäft und sie boomt weiter. Corona hat noch mehr Menschen in die Natur getrieben, das Interesse an schützender Kleidung gesteigert. Ein Ende des Trends ist nicht abzusehen.

Über die Saison hinaus

 

 

Die Beschränkungen der Pandemie haben aber auch unser Bedürfnis nach einem Neuanfang, nach Leichtigkeit und Freiheit und Komfort entstehen lassen. Wir verlangen von unserer Kleidung, von den Modeschaffenden immer mehr. Wie möchten gut aussehen, es bequem haben und am liebsten Kleider tragen, die für jede Gelegenheit geeignet ist, fürs Büro genauso wie wie für die After-Work-Party. Dabei soll die Mode kleidsam sein, möglichst individuell und am besten fair und nachhaltig produziert. Nicht einfach das alles unter einen Hut zu bringen. Die meisten Designer betonen deshalb, dass ihre Entwürfe nicht nur für eine Saison gemacht sind. Die Kollektionen bauen aufeinander auf und lassen sich mixen. So sollte auch ein Kleiderschrank aufgebaut sein. Am besten passt alles Neue zu allem Alten. Vintage zu tragen ist nicht nur ein Trend, sondern eine Geisteshaltung. Aus einem Casual Outfit wird am besten durch wenige Accessoires oder durch das Auswechseln eines Teils ein eleganter Look. Weniger ist mehr lautet die Devise. Was also sind die wichtigsten Trends? Was ist das Fazit?

 

Kleider, die die Seele wärmen

 

 

Viele Kleider strahlen Komfort aus. Schick und bequem sind kein Widerspruch. Wärmender Strick, Materialien, denen man ihre Kuschligkeit auf den ersten Blick ansieht, schützen nicht nur vor äußerer Kälte, sondern wärmen auch die Seele. Daunenjacken, Stepp überhaupt bleiben aktuell. Das Thema Klassik lässt sich gerade im Winter gut interpretieren. Karos finden sich auf vielen Kleidern, sie strahlen Solidität und Tradition aus. Rollkragenpullover, Sakkos, Blusen: Der Landadel-Look ist plötzlich Avantgarde. Zum Thema Klassik gehört auch, dass Jeans nicht nur einfach da, sondern wieder richtig angesagt sind. Sie werden im Total Look getragen, mit Sakkos kombiniert, sind mal ausgewaschen, mal ganz clean. All diesen Looks ist gemeinsam, dass sie etwas geerdetes Ausstrahlen – vertrauenswürdig und vertraut wirken. Gerade deswegen sind sie auf einmal cool.

Exzentrische Party

 

 

Das Gefühl des Umbruchs, das natürlich Verunsicherung mit sich bringt, weckt trotzdem – oder gerade deshalb – das Bedürfnis sich auch mal gehen zu lassen, Party zu machen, nach etwas Glamour und Exzentrik. Die 80-er Jahre gelten als ein Jahrzehnt, in dem sorglos gefeiert werden konnte. Ein bisschen Diskofeeling gehört also mit zu den Festen, auf die wir hoffentlich in den nächsten Monaten gehen dürfen. Dazu gehören dann kurze Kleider, viele Muster und auch mal ein Dress aus Tüll.
Unser Welt wird immer komplexer und, so scheint es, auch wir als Persönlichkeiten. Niemand möchte sich mehr einem Modediktat unterwerfen, die gleich Rocklänge oder eine sogenannte Modefarbe tragen. Unser Lifestyle soll, so ist der Geist der Zeit, ein Spiegel unserer Persönlichkeit sein. Wie wir uns kleiden, uns einrichten und auch was wir essen, macht eine Aussage darüber, wie wir denken. Trend ist, einzigartig zu sein und es zur Schau zu stellen Ob das die Welt und glücklicher macht, steht auf einem anderen Blatt.