Gute Weine, gutes Essen, Mode und Möbel, Kaffee: Gibt es eine Erklärung für Sie, weshalb Italien in allen Fragen des „schönen Lebens“ so weit vorne ist?
Italien ist das Land der Schönheit, und Schönheit fördert die Kreativität. Wir Italiener sind, könnte man sagen, von Natur aus glücklich. Wir haben ein so reiches Erbe an natürlicher und historischer Schönheit, das nährt auch die Gegenwart. Es ist sozusagen eine „Neverending Story“. Schönheit ist das Thema in allen Bereichen Italiens, in der Mode, im Interieur-Design, in der Gastronomie, aber auch im Tourismus. Schönheit und Qualität.
Können Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Kaffee erinnern?
Ganz genau, ich war vier Jahre alt. Meine Mutter war die „Kaffee-Ingenieurin“ bei uns zu Hause. Jeden Nachmittag machte sie einen Espresso, das war damals nicht selbstverständlich: Espresso zu Hause! Wir waren darin Pioniere. Der Espresso war ein Ritual.
Espresso mit oder ohne Zucker, wie trinkt ihn der Kenner?
Wenn man Zucker nehmen muss, stimmt etwas mit der Röstung oder der Bohne nicht. Ein guter Espresso ist vielleicht einen kurzen Moment bitter, hat dann aber eine natürliche Süße, er muss karamellig süß sein, wie der illy caffé.
Ist es wirklich so ein Faux pas nach dem Mittag noch einen Cappuccino zu trinken, wie es die Deutschen gerne tun?
Nein für mich überhaupt nicht. Ich freue mich über jeden der Kaffee trinkt, wann auch immer, die Milch mach den Kaffee ein bisschen süßer. Die Italiener, die Griechen, die Spanier, die Portugiesen trinken den Café in kleinen Volumen, als kleinen Genuss. Im Grunde der Rest der Welt bevorzugt ihn als Heißgetränk mit mehr Flüssigkeit. Es geht um Genuss und perfekten Kaffee, wie auch immer er getrunken wird.
Der typische italienische Familienbetrieb: Ein Klischee oder immer noch bestimmend?
In Italien ist das kapitalistische Prinzip der Familienbetrieb. Das hilft auch der Kreativität, Traditionen werden in der Familie weitergegeben vom Vater zum Sohn. Meine Familie ist das beste Beispiel. Unser Großvater hat Illy gegründet, das Überdruckverfahren erfunden, mit dem es möglich wurde den Kaffe über einen langen Zeitraum haltbar zu machen. Mein Vater war Chemiker, er hat das erste Kaffeelabor gegründet, begonnen Illy Café systematisch und wissenschaftlich weiter zu entwickeln. Ich bin auch Chemiker, ich habe Brüder, wir sind ein Familienunternehmen in der vierten Generation, das die Kultur und die Kenntnisse des Kaffeegeschäfts weitergibt.
Italien verbindet man eher mit Classic als mit schrägen Ideen oder skurrilen Trends…
Ob sie die Mode nehmen, die Weine, das Essen, auch die Jewellery oder unseren Anspruch in der Hotellerie, in Italien geht es immer um Eleganz, um Qualität und Understatement, letztendlich um Luxus. Der Begriff ist leider etwas in Verruf geraten, weil er schnell mit Angeberei in Verbindung gebracht wird. Das ist bei uns mit Luxus aber nicht gemeint, ganz im Gegenteil.
Gibt es etwas, das die Italiener an den Deutschen besonders schätzen?
Ehrlich gesagt bewundern die Italiener die Deutschen sogar, zum Beispiel für ihre Managementqualitäten, sie machen Dinge möglich.
Wir sollten uns zusammentun mit unseren Fähigkeiten.
Ihr Tipp für den perfekten Italienurlaub?
Bevor man nach Italien fährt muss man sich erst einmal im Klaren darüber sein, was man dort sucht. Also, es gibt im wesentlichen vier Hauptgründe: Wegen der Schönheit des Landes, wegen der kulturellen Denkmäler, der Geschichte, die hier überall spürbar wir. Aus gastronomischen Gründen, weil sie bei uns so gut Essens können und die besten Weine finden und natürlich aus religiösen Gründen. Wenn man diese Fragen beantwortet hat, gilt es zu entscheiden, will ich auf die schönsten Inseln der Welt, Capri, Sizilien, Sardinen, in die Berge oder an den Strand, möchte ich die antike Welt besuchen, die schönsten Kirchen oder den Vatikan. Soll ich lieber die Weine des Piedmont oder der Lombardei verkosten… Am Ende werden sie sich fragen, warum sie überhaupt jemals nicht nach Italien fahren wollten.
Vielen Dank!