Klaus Dupont  Berlin – Der Schatzmeister

Exotisch bunte Federn krönen ein schwarzes Straußenei. Der bronzene Delfin trägt auf seiner Schwanzflosse einen Turm aus farbigen Murano-Glasperlen mit ausladender Fächerkoralle als Spitze. Das fliegende Pferd wird von einem Obelisken aus Kristall geritten. All das sind nur annähernde Beschreibungen der wundersam aus alten Bronze- und Metallteilen, aus Achaten, Amethysten oder Korallen zusammengesetzten Objekte, die einer Schatzkammer zu entstammen scheinen. Sie machen uns staunen und lassen uns schmunzeln. Ausstatter dieser Schatzkammer und Meister ihrer Werkstatt ist Klaus Dupont. Dank seiner Sammelleidenschaft, seiner Fantasie und Inspiration und ganz entscheidend seiner Handwerkskunst entstehen diese im wahrsten Sinne des Wortes fabelhaften Kleinodien. Jedem Raum verleihen sie auf Anhieb etwas Besonderes, Geheimnisvolles und Kostbares. Jedes ist ein Unikat. Wer sich in einen speziellen Dupont verliebt, muss schnell zugreifen. Sammler und Sammlerinnen haben heute fast weltweit, sei es in München, Singapur, New York oder Zürich, ein waches Auge auf Duponts Schaffen.

Klaus Dupont verdankt das Faible für Dinge mit Geschichte seiner Kindheitsprägung. In Marburg wuchs er als Sohn einer Architekten- und Künstlerfamilie zwischen Antiquitäten auf. Unvergesslich blieb ein früher Besuch im Grünen Gewölbe in Dresden. Die von August dem Starken zwischen 1723 und 1730 eingerichtete barocke Wunderkammer, in der der Herrscher Raritäten, Schmuckstücke und auch manch wertvolle Kuriosität ausstellte, faszinierten den jungen Klaus Dupont nachhaltig. Die Kostbarkeiten im Grünen Gewölbe sollten erfreuen, zum Gespräch anregen und mit Ihrer Luxuriösität Gäste beeindrucken. Die Dresdener Sammlung prägt Duponts Arbeiten bis heute, seine Arbeiten erzielen ähnlichen Effekt. Aber es sind nicht nur barocke Stücke, die Dupont gefallen und inspirieren. Salvador Dalí etwa, dessen surrealistische Kunst und vor allen Dingen die Schmuckstücke, die er für seine Frau Gala und die Mode der Designerin Elsa Schiaparelli in den 30er- und 40er-Jahren entwarf, amüsierten, ermunterten und ermutigten Dupont, eigene künstlerische Wege zu gehen. 

 

 

So barock, mitunter surreal seine Objekte wirken, so bescheiden ist ihr Meister. Dupont ist kein Künstler-Zampano und kein Exzentriker. Das Vergnügen, seine handwerklichen Fähigkeiten in den Dienst seines künstlerischen Talents zu stellen, gönnte er sich erst in der zweiten Lebenshälfte. Als freier Restaurator rettete Dupont davor über Jahrzehnte edles Mobiliar vor dem Zerfall. Bei seinen Restaurationen ging es Klaus Dupont immer darum, nicht nur die Dinge, ihr Material, sondern auch ihre Seele zu erhalten. „Man kann zu Tode restaurieren“, sagt er. „Spuren der Zeit an einer barocken Kommode machen sie lebendig, erzählen von ihrer Historie. Sie zu restaurieren heißt nicht, sie wie nigelnagelneu aussehen zu lassen und ihr damit Charme und Charakter zu nehmen.“ 

Diese Sensibilität für die Geschichte seiner Sammelstücke machen die Faszination von Duponts Objets Trouvés aus. Sie sind nicht rein dekorativ und damit banal, sie haben eine Ausstrahlung. Duponts Objekte ziehen uns in ihren Bann. Genau das unterscheidet Kunst von Kunstgewerbe. Dupont selber spricht nüchtern von „Unikat-Objekten“. Das sind seine Werke auch, aber eben noch viel mehr. Sein Gefühl für Proportionen, den Umgang mit Materialien, sein Auge für das Besondere, Einmalige, kurios Schöne auf Flohmärkten in Nizza, Paris oder auch Berlin und wie es sich zu etwas Neuem, die Sinne Berührendem zusammenfügen lässt, zeichnen ihn aus. Dafür, dass Kunst ohne Handwerk nicht auskommt, ist er schlagender Beweis. In seiner wohlaufgeräumten Werkstatt voller Perlen, Steine, Figuren, Federn, Hörnern und, und schraubt und fräst und klebt er seit 2001 jedes seiner Unikate. Hier winken ihm die Dinge aus den Regalen und Schubladen und Schachteln quasi zu und fügen sich dank seiner Inspiration zu etwas Überraschendem und Neuem. 

Unterstützung erhält er dabei von zwei Frauen. Seine Tochter Sara hat ein besonderes Talent, die Holzsockel, auf denen viele seiner Objekte thronen, mit Geduld und Geschick täuschend echt zu marmorieren. Diese Sockel verleihen den Dupontschen Werken zusätzliche Spannung und Wirkung, indem sie sie erhöhen und im wahrsten Sinne des Wortes auf ein Podest stellen.  

Kein Künstler kann Erfolg haben, wenn ihn niemand entdeckt. Dafür, dass das Talent ihres Mannes erkannt wurde, sorgte Gundula Dupont. Sie ist als Ansprechpartnerin in allen öffentlichen Belangen seine erste und beste Wortführerin.

Gundula Dupont war von Anfang an – und der war nicht immer leicht – davon überzeugt, dass Duponts „Unikat-Objekte“ mehr sind als das Hobby eines begnadeten Restaurators. Ihrer Energie und ihrer genauso menschlich zugewandten wie direkten Art ist es zu verdanken, dass sie auf Menschen trafen, die sie in ihrer besonderen Qualität erkannten. So etwa die Interior-Expertin und Redakteurin Rixa von Treuenfels, die Dupont 2001 in der VOGUE vorstellte und damit entscheidend half, ihn bekannt zu machen. Seitdem gab es Veröffentlichungen in vielen weiteren anspruchsvollen Magazinen wie etwa ELLE DECORATION, AD oder der Weltkunst.

Wohnen und Arbeiten gehört bei den Duponts zusammen, Werkstatt, Showroom und Salon gehen quasi ineinander über. Wer sie in Berlin-Moabit besuchen möchte, muss sie finden und sich selbstverständlich anmelden. Gundula Dupont empfängt hier Interessierte. Das sind Menschen wie „du und ich“, immer wieder internationale Sammler und Sammlerinnen, nicht selten VIPs. Auch eine koreanische Boygroup und eine arabische Popsängerin standen schon vor der Tür. Die Duponts sind Menschen, die sich für Menschen interessieren, ohne jeden Dünkel und Vorbehalt. Alle Besucherinnen und Besucher begrüßt Gundula Dupont mit der gleichen Herzlichkeit. Irgendwann kommt dann Klaus Dupont aus seiner Werkstatt dazu. „Wir mögen unsere Kunden“, sagt Gundula Dupont. Und die mögen sie. 

Rund 60 Dupont-Objekte sind vom 20.  September bis 28. Oktober in der Schmuckgalerie Rheinfrank  Antique Jewellery Berlin, Linienstraße 44 in Berlin Mitte zu entdecken.