Südkorea klopft an – KNOK STORE Berlin

Nicht nur, aber gerade auch in Berlin, leben viele Menschen aus Südkorea. Das sieht man nicht zuletzt auch an den neuen koreanischen Restaurants, die überall eröffnen. Nach dem Essen rückt der Fokus immer mehr aber auch auf Design und Mode aus Südkorea.Haelan Kim und ihre Partner sind quasi Botschafter koreanischer Lifestyle Produkte in Deutschland und Europa. Sie gehen auf Messen und suchen Handelspartner, in ihrem Knok Store in Berlin bieten sie online und offline Design und Mode aus Korea an. Vor sechs Jahren ist Haelin Kim aus Seoul nach Berlin gekommen. Dort hatte sie Produkt Design studiert und schon sieben Jahre als Auto-Designerin gearbeitet. Dann wollte sie ihrem Leben aber eine andere Richtung geben.

Nikolas: Warum Berlin?

Haelan: Ich hatte in Berlin Freunde und war so beeindruckt vom Platz den es hier gab. Auch der Unterschied zwischen West und Ost war spannend. Ich hatte den Eindruck, es gibt hier viele Möglichkeiten, hier kann ich etwas entwickeln. Ich bin mit einem Working-Holiday-Visum nach Deutschland gekommen. Man darf dafür aber nicht älter als 30 Jahre sein. Das war für mich damals ziemlich knapp. Ich musste quasi zur Botschaft rennen, um es noch vor meinen 30. Geburtstag zu schaffen, aber es hat geklappt.

Es war für Haelan dann nicht ganz einfach einen Job zu finden, aber schließlich bekam sie ein Praktikum beim Design-Onlineshop Monoqi

Nikolas Du hast also quasi bei Null wieder angefangen?

Haelan: Ja, es war schon etwas merkwürdig in meinem Alter wieder als Praktikantin anzufangen, ich hatte ja auch schon viele Jahre als Designerin in Südkorea gearbeitet. Aber es war eine Chance. Und als Designeinkäuferin konnte ich dann bald viel bis dahin noch unbekanntes Koreanisches Design platzieren.

Nikolas Was ist das besondere, typische an Design aus Korea?

Haelan: Es ist zunächst mal in der Regel qualitativ sehr hochwertig. Es hat nichts mit den billigen Massenartikeln zu tun, die man oft mit dem asiatischen Markt verbindet. Und es ist sehr durchdacht, sehr funktional. Viele Produkte haben einen Zusatznutzen, den man ihnen auf den ersten Blick nicht ansieht.

 

 

Nikolas: Was zum Beispiel?

Haelan: Ein gutes Beispiel sind Taschen aus Südkorea. Es gibt eine moderne Tradition, dass Kinder und Jugendliche eine neue Tasche bekommen, wenn sie ein neues Ausbildungslevel erreichen. Also Taschen sind ein großes Thema bei uns – und Technik. Smartphones, Ipads, Laptops… In allen Taschen gibt es dafür spezielle extra-Taschen. Überall da wo Platz ist, gibt es eine kleine Tasche. Und die Materialien sind besonders. Wasserabweisend etwa, sehr stabil. RAWROW ist zum Beispiel ein koreanische Label, das ganz tolle Taschen produziert.

Nikolas: Woran orientieren sich Mode und Design aus Korea?

Halean: Koreaner haben überall in der Welt studiert und gearbeitet. Deshalb war das Design in Korea immer ziemlich international. Außerdem beobachte ich seit einigen Jahren, dass einige Designer daran arbeiten Koreanisches Design zu entwickeln. Da entstehen sehr spannende Dinge. Ich würde sagen modernes Design trifft auf koreanische Tradition. Das ist eine sehr interessante Punkt und Du solltest Dir neue Labes wie iiseseoul oder
mm_bkid ansehen.

Nikolas: Wie würdest Du die junge Designszene in Korea beschreiben?

Haelan: Sie ist sehr lebendig, vielfältig und wird experimenteller. Früher wollten in Korea alle in großen Unternehmen arbeiten. Das ist natürlich toll. Du verdienst gutes Geld, nimmst Teil an interessanten Projekten, aber andererseits kannst du dort nicht Deine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Viele Designer und Designerinnen haben da nicht ihre Zukunft gesehen und sich selbständig gemacht. Ich glauben man kann von einer „goldnen Zeit“ der kleinen Labels in Südkorea sprechen. Weil wir immer noch sehr gute Hersteller haben können junge Designer ihre eigenen Produkte in kleinen Mengen zu guten Konditionen herstellen. Das macht es ihnen leicht zu starten, zu experimentieren und zu wachsen. Einige nutzen auch traditionelles Design und überkommene Herstellungsmethoden für ihre Ideen. Ich finde, das ist eine großartige Entwicklung.

Nikolas: Man spricht ja schon von der koreanischen Welle „Hallyu“.

Haelan: Ja, in China und Japan, auch in den USA gibt es dieses Interesse an koreanischem Design schon eine ganze Weile. In Europa geht es jetzt richtig los. Wir merken dass daran, wie gut unser Online Store funktioniert und auch unsere verschiedenen Pop up Stores. Wir sind sehr optimistisch und werden im April einen großen, festen Store am Südstern, Hasenheide 54 eröffnen und dort Produkte anbieten, aber auch Ausstellungen und Events zu Korea Themen veranstalten. Wer sich dafür interessiert kann dem KNOK STORE gerne auf Facebook oder Instagram (@knokstore) folgen.

 

 

Nikolas: Aus dem Musikbusiness hört man, dass dort eine große Disziplin gefragt ist und sehr strenge Regeln gelten. Nicht jeder erträgt das.

Haelan: Es ist tatsächlich so, dass der Wettbewerb in Korea sehr groß ist. Es ist ein kleines Land mit großer Bevölkerungsdichte. Es gibt immer jemanden, der auch macht, was Du machst. Und es ist schon so, dass wir in Südkorea immer die Besten sein wollen, egal was wir machen. Konkurrenz ist ein große Thema und das ist schon auch ein gesellschaftliches Problem.

Nikolas: Womit kann das zusammenhängen?

Haelan: Wohl auch damit, dass wir nach dem Koreakrieg 1953 so viel verloren hatten. Unsere Industrie war zerstört war. Wir hatten ein reiche Tradition und alles war verloren. Wir wollten einfach zurückbekommen, was wir schon einmal hatten. Das konnte nur mit viel Arbeit und Disziplin gelingen.

Nikolas: Woran denkst du zuerst, wenn Du Berlin mit Seoul vergleichst?

Haelan: Wie langsam Berlin ist. Als ich hierhergezogen bin, habe ich mich immer gewundert wie langsam alle laufen. Ich habe mir hier regelrecht angewöhnt langsam zu werden. In Seoul muss ich mich dann erst wieder daran gewöhnen, wie schnell alle irgendwohin hasten, dass man angerempelt wird. Seoul ist so groß, um zu einem Termin zu kommen braucht man oft eine Stunde, jeder will pünktlich sein, das macht Druck. Hier ist es entspannter. Seit ich in Berlin bin, wohne ich in Kreuzberg und ich muss sagen, ich fühle mich hier inzwischen ziemlich zu Hause.

Nikolas: Vielen Dank!