Gerade erst installierte Omer Arbel in Zusammenarbeit mit Bocci im Atrium des Londoner Museums Victoria & Albert seine bisher größte Lampenkonstruktion.
Foto: Nick Barr
Anlass war das London Design Festival. Insgesamt 280 Glaslampen erstrecken sich über 30 Meter Höhe und erstrahlen wie die Momentaufnahme eines Feuerwerks.
Genau genommen handelt es sich um eine Kumulation der Serie 28, die hier an Kupferrohren hängend zu einem großen Ganzen verschmolzen ist.
Die Kugeln der Serie 28 schillern wie Seifenblasen
Herausgenommen aus dem Lampenstrudel der Installation ergibt sich eine ganz andere Wirkung der Leuchten aus der Serie 28. In reduzierteren Versionen, einzeln, als Dreier- oder z. B. Fünferformation lassen die zarten Kreationen zwar noch viel Individualität in der Farbgestaltung oder Anordnung zu, erinnern aber eher an farbig-changierende Seifenblasen oder transparente Luftballons.
Fast könnte man als Museumsbesucher versucht sein, eine davon auszusuchen, abzuknipsen und zuhause aufzuhängen.
Omer Arbel, Foto: Bocci
Berechnen kann man sie nicht, die Glasbläserei
Foto: Gwenael Lewis
Die Serie 28 ist Produkt einer ausgeklügelten Methode, gezielt voneinander abweichende Glaskugeln entstehen zu lassen, indem Luft hinein- und hinausgelenkt, das Glas abwechselnd erhitzt und abgekühlt wird. Von der Oberfläche der Außenkugel bilden sich nach innen dabei eine oder mehrere Blasen. Eine Milchglasblase birgt den Leuchtstoff – ein Xenonlämpchen.
Foto: Gwenael Lewis
Der Kopf dahinter ist Omer Arbel
Omer Arbel, Architekt, Designer und Creative Director bei Bocci, seit jeher ein Bastler und Tüftler, lässt das Material seiner Entwürfe sprechen. Wie ein Bildhauer, der im rohen Stein schon dessen spätere Gestalt erahnen kann. Beim Improvisieren mit Glas, Porzellan, Kupfer oder Beton lässt Arbel sich aber gerne überraschen, statt dem Material ein Ergebnis aufzuzwingen. Das zeigt sich in den verschiedenartigen, oft auch nur leicht voneinander abweichenden Formen der Lampen, und lässt sie wie gewachsen erscheinen.
Porzellan – nicht auf, sondern über dem Tisch
Leider pflanzen sie sich nicht von alleine fort oder bilden Ableger, um dann nach und nach als Vielzahl den Raum zu bevölkern: Die Formation von Seepocken und Muscheln war Inspiration für die Serie 21 aus rohem, außen unglasiertem Porzellan.
Durch ihre kalkartige Erscheinung und unregelmäßige Struktur liegt der inspirierende Ursprung auch für den Betrachter nahe.
Fast ein Gegenentwurf zu den luftigen Glaskugeln sind die massiven aus Glas gegossenen Kugeln der Serie 14 – innen mit einem zylindrischen Hohlraum ausgestattet. Sie wirken einzeln, können in einem Kronleuchter mit bis zu 36 Lampen aber ganze Lichträume entstehen lassen und scheinen in Kommunikation zueinander zu stehen.
In Vancouver beheimatet: Bocci
Während Arbel früher seinen Beton noch in der eigenen Küche anrührte, steht ihm heute eine Produktionswerkstätte zur Verfügung. Ein ehemaliges Jugendstil-Druckereigebäude in Vancouver/Canada beherbergt die Manufaktur für zeitgenössisches Design Bocci, an der Designer, Architekten, Kunsthandwerker und Techniker beteiligt sind. Sie hat eine Glas-, Porzellan- und Metallgießerei unter ihrem Dach, und Experten verpflichtet, die beim technischen Experimentieren unterstützen. Grenzen des Möglichen werden schnell analysiert und andersherum können auch spezifische Kundenwünsche umgesetzt werden.
Foto: Gwenael Lewis
Eine Prise Spannung bleibt bis zum Schluss
Auf den respektvollen Umgang mit der Materie muss sich auch der Käufer einlassen, wenn er viele der Produkte von Bocci zwar farblich individuell, in jeder erdenklichen Länge, Größe und Vielfalt bestellen kann, aber dennoch ein Zufallsprodukt bekommt, weil nicht bestimmbar ist, wie viele Glasblasen entstehen oder wie stark die Krümmung der Schale wird. Aber das macht es auch so reizvoll: Wunderkugeln haben uns doch schon als Kinder fasziniert.
www.bocci.ca
Online erhältlich z. B. über:
www.lightingdeluxe.de
www.nostraforma.com
www.shop.dopo-domani.com