Männer Mode Business

 

 

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Stella Jean, Sommer 2016

Männer sind den Frauen modisch einen Schritt voraus. Zumindest im Januar. Die internationalen Modenschauen in London, Mailand und Paris zeigen die Trends für den Herbst 2016/17. Und in Florenz trifft sich auf der Pitti Uomo, der größten Männermodemesse der Welt, gerade die gesamte Branche, um zu ordern und sich auszutauschen.

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MSGM, Winter 2016/17

Die Damenkollektionen sind dann erst ab Februar zu begutachten. Auch auf der Berliner Fashion Week nächste Woche mischen sich zwischen die weiblichen Models immer öfter Männer auf dem Laufsteg. Und auf den Berliner Messen Premium, Seek und Bright werden mehr als 1.200 Herrenmarken auf etwa 15.000 qm Fläche gezeigt.

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Civindi Winter 2016/17

Von luxuriös bis sportlich wird Berlin dann auch zu einer Metropole der Männermode. Gerade in ihr sehen Hersteller und Händler großes Potenzial. Schon jetzt gehen von den etwa 60 Mrd. Euro Gesamtumsatz, den Mode in Deutschland macht, laut Erhebungen des deutschen Textileinzelhandels rund 16 Mrd. Euro auf das Konto der Männermode. Tendenz eher steigend. Das gilt übrigens auch für den Online-Handel. Allerdings, der Mann an sich gilt als kompliziert und betreuungswürdig.Ein Selbstläufer ist die Männermode nicht, stellt das Fachmagazin TextilWirtschaft fest. Er braucht im Shop besondere Aufmerksamkeit und am liebsten ist es ihm, wenn Trends und Themenwelten an Puppen ansprechend und inspirierend präsentiert werden. Am besten in Kauflaune kommen Männer also, wenn ihnen modische Looks auf dem Präsentierteller angeboten werden und es neben Kleidern auch gleich noch Accessoires, Düfte und vielleicht den einen oder anderen Cityguide als Inspiration für den nächsten Kurzurlaub zu finden gibt.

 

Jung und alt sind keine modischen Kategorien mehr

 

Männer wissen weniger genau als die Damen, was sie möchten, aber, und das macht ihn so attraktiv: Wenn er sich entschieden hat, ist er auch bereit, die Brieftasche weit aufzumachen. Das Geld sitzt bei ihm, wer hätte das gedacht, lockerer als bei ihr. Noch etwas macht die Männer so begehrlich für die Branche: Immer mehr von ihnen interessieren sich für Mode. Während es lange eher die jungen waren, die sich mit modischer Ware beglücken ließen – die älteren nahmen mit 08/15 vorlieb – ist jetzt auch der Mann in seinen besten Jahren modisch aufgeschlossener. Ganz klar ist zu beobachten, dass Papa nicht weniger cool aussehen möchte als sein Sohn. In ihrem zweiten Frühling wollen Männer attraktiv sein. Das steigende Körperbewusstsein endet nicht im Fitnessstudio, sondern führt von da oft in die Umkleidekabine. Nicht ohne Grund heißt das Leitthema der Pitti Uomo in diesem Frühjahr „Generation(s)“. Alter, so der Ansatz, wird immer mehr zum Geisteszustand und ist immer weniger eine Frage der Jahre. Reife Männer gehen in Jeans und T-Shirt, junge Männer tragen viktorianische Bärte und lieben Vintage. Jung und alt sind keine modischen Kategorien mehr. Und sogar das Geschlecht verliert an Bedeutung. Unisex ist ein anderes zentrales Thema in der Mode zurzeit. Beispielhaft für diesen Trend sind die Männerkollektionen des Designers Alessandro Michele, der innerhalb von zwei Saisons das Männerbild nicht nur von Gucci umgekrempelt hat. Seine androgynen Jungs in Schluppenbluse führen im Extrem vor, was die Branche beschäftigt: Die Suche nach dem neuen Bild vom Mann.

 

Komfort heißt das Zauberwort, das Männer lockt

 

Noch gilt aber, nicht in der Schluppenbluse, sondern im Anzug und insbesondere im gut geschnittenen Sakko macht der Mann die beste Figur. Und noch eine gute Nachricht: Das moderne Sakko kommt längst nicht mehr so formal daher. Es ist weicher, bequemer und die Materialienvielfalt größer geworden. Jersey, Baumwolle und  diverse Mischungen feiner Qualitäten schaffen Modelle, die man auch am Feierabend nicht ausziehen möchte. Erfreulicherweise ist auch der Trend zu immer schmaleren Passformen gebrochen. Es ist wieder mehr Volumen im Spiel, das auch dem reiferen Herren erlaubt, mal durchzuatmen. Weiche Sakkos, lässig weite Hosen und immer wieder Elemente aus der Sportswear machen Männeroutfits modern. Am sinnfälligsten wird das durch den nicht enden wollenden Boom der Sneakers, die zur Shorts genauso getragen werden können wie zum Anzug. Komfort heißt ein Zauberwort, mit dem Modemacher Männer locken. Wichtig ist bei allem nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität, die man oft erst beim Tragen spürt. Stretchanteile lassen Hosen flexibel werden, Jacken sind atmungsaktiv, wasserabweisend und am besten federleicht. Lange waren es College-Elemente, die Männermode modern wirken ließen, jetzt gilt es, sich sportiv zu stylen. Langarmige Shirts zum Anzug, Polohemden zur Tuchhose, die fashionable Jogginghose zum Sakko, so entsteht ein neuer Look. Dunkle Jeansstoffe, grobe Maschen, Nylon und Leder sind die Themen für den Herbst 2016. Urbanität steht im Fokus. Das bei vielen so beliebte rustikale Holzfällerhemd ist gestrig. Bei aller Lässigkeit darf der modische Mann 2016 nämlich  auf gar keinen Fall irgendwie plump, behäbig oder gar ländlich provinziell wirken. Aktiv, flexibel und voller Energie ist ihm das cleane Fitnessstudio näher als das Dschungelcamp. Und noch etwas ist er, nämlich treu. So zumindest die Erfahrung vieler Händler. Meint er einmal gefunden zu haben, was er sucht, wird er immer wiederkommen. Wer hätte das gedacht.

 

 

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