Meet the Mid-Century – Mid-Century Modern Furniture, also die Möbel von Eames, Jacobson oder Saarinen sind gefragter denn je. Weshalb eigentlich?

Nichts ist weniger angesagt als die Wohnung aus einem Guss. Patchwork ist das Thema der Stunde, die gekonnte Zusammenstellung unterschiedlicher Stile zu einem geschmackvollen Ganzen. Das gilt übrigens für Mode und Wohnen. Bei beiden spielen Accessoires, die den Look persönlich machen, eine wichtige Rolle. Ein Kinderbild zum Beispiel, etwas Getrödeltes, das Kissen vom jungen New Yorker Label, gerade mitgebracht aus Brooklyn – damit lässt sich Weltgewandtheit und individuelles Stilbewusstsein demonstrieren. Ebenfalls als Ausdruck von Individualität und Geschmackssicherheit gilt „Mid-Century Modern Furniture“. Keine Wohnung, deren Inhaber sich für designaffin halten, kommt etwa ohne ein Eames-Möbel aus, gerne auch ergänzt durch Entwürfe des Dänen Arne Jacobsen, des Italieners Gio Ponti oder, wenn das Budget es erlaubt, des Franzosen Jean Prouvé. Der berühmte Schwanensessel von Jacobsen, der ovale einbeinige Esstisch mit der Marmorplatte von Saarinen, der Eames Lounge Chair – sie alle sind Vertreter dieser Designrichtung mit dem sperrigen Namen. Sperrig auch insofern, als sie doch formschöne, eher leichte Möbel beschreibt.

 

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Möbel so vertraut wie alte Bekannte

Den Trend ins Rollen gebracht hat wohl die amerikanische Journalistin Cara Greenberg. 1983 erschien ihr Überblickswerk mit dem Titel Mid-Century Modern: Furniture of the 1950s. Mid-Century Design steht allerdings nicht nur für eine Design-, sondern auch für eine Architekturbewegung, die, vom Bauhaus beeinflusst, in den Nachkriegsjahren ab etwa Mitte der 50er Jahre trendsetzend war.Es ging darum, mit den Möglichkeiten der Massenproduktion völlig neue Möbel zu entwerfen, die in moderne, meist kleinere Häuser passten und auch für Familien mit ganz normalen Einkommen erschwinglich sein sollten. Mit dem erschwinglich ist das so eine Sache, ganz sicher wird Mid-Century Design aber bis heute in Wohnungen von Berlin-Mitte bis München-Schwabing als modern, zeitgemäß und repräsentativ empfunden. Was die Möbel auszeichnet und wohl ihre Attraktivität bis heute erklärt, ist ihre formale Schönheit, die an das schnörkellose Vorkriegsdesign des Bauhaus anknüpft, aber nicht dessen Strenge hat. Viele Formen sind organisch, von der Natur inspiriert und deshalb dem Menschen nahe. Holz und Metall kommen zum Einsatz, die Möbel haben eine optimistische, dem Leben zugewandte Grundhaltung, die sie sympathisch macht.

 

 

Mid-Century Design übernimmt die Rolle von Accessoires

Kein Wunder, entstanden sind sie ja auch in einer Zeit des Aufatmens nach dem 2. Weltkrieg. Zukunftsglaube, Optimismus und wirtschaftlicher Aufschwung bestimmten das Lebensgefühl. Das Ineinandergreifen der Disziplinen Architektur, Produktdesign und auch Kunst hat sicher seinen Anteil an der zeitlosen Qualität der Entwürfe. Als modern empfinden wir sie heute auch wegen ihrer Einzelteiligkeit. Ein Sessel, Stuhl oder Tisch allein hat schon seine Wirkung. Oft übernimmt Mid-Century Design in Wohnungen gewissermaßen die Rolle von Accessoires. Die Möbel sind so vertraut wie alte Bekannte, man möchte sie nicht missen und sieht sich an ihnen auch niemals wirklich satt. Die Produktion vieler Entwürfe wurde nie aufgegeben, andere wurden wiederaufgelegt.Bei den Reeditionen werden mitunter auch Zugeständnisse an moderne Bedürfnisse gemacht. Den Eames Plastic Chair gibt es nicht nur in neuen Farben, sondern auch in neuer Sitzhöhe. Die Menschen werden schließlich größer. Deshalb wird nun auch der berühmte Lounge Chair von 1956 in zwei Größen angeboten. Möbel von Jean Prouvé werden von Foscarini und Diesel neu interpretiert. Dieser selbstverständliche Umgang mit den Designs und ihre Weiterentwicklung werden wohl dazu beitragen, dass sie weiterhin nicht aus der Mode kommen, sondern immer mehr zu Klassikern werden.