Paris Sommer 2018 Diese Mode ist ein Fest. In Paris entscheidet sich, was en vogue ist. 

Sommer,Sonne, Party: Sommer 2018

 

Lagerfeld hat vorgesorgt, Auch im Sommer 2018 darf es wieder viel regnen. In einer umwerfend realistischen Dschungelkulisse mit Wasserfällen, Klippen und üppiger Vegetation waren neben den Chanel typischen Tweedjacken, den zweifarbigen Schuhen, und „Kleinen Schwarzen“ transparente Regenmützen und Stiefel die Hingucker. Die Farbwelt pastellfarben fröhlich: Rosa, Gelb, Grün. Fest steht, ob es regnet oder nicht, im Sommer 2018 lassen die Modemacher sich die Laune nicht verderben. „Let’s get the party started“, scheint es von den Laufstegen für den Sommer 2018 zu rufen. Wie die Party dann im Einzelnen aussieht, ob es Bier aus der Flasche, Champagner im Kelch oder Milch aus der Kokosnuss gibt, das macht den Unterschied der Kollektionen aus. Passt das zum Zeitgeist?

 

 

Das Leben soll schön sein

 

Die Zeiten, da von Rocksäumen oder Schulterbreiten zu berichten ist, sind bekanntermaßen lange vorbei. Da ist so ziemlich alles möglich. Heute geht es um Stimmungen, Inszenierungen und, ja, modische Weltentwürfe, um den Kosmos, in dem sich ein Haus bewegt. Die modischen Universen mögen unterschiedlich sein, atmosphärisch ähneln sie sich. in der letzten Saison waren Ressentiments und Furcht vor Konflikten durchaus Laufstegthemen. Für den Sommer 2018 will man sich das Leben nicht unnötig schwer machen. Dries van Noten formuliert es sinngemäß so: Dem Anspruch, dass Mode eine Reflexion dessen sein soll, was in der Welt geschieht, wolle er entfliehen. Eine „optimistische Kollektion“ war sein Ziel. Und was wurde bei ihm serviert? Bier oder Champagner? Ein 5- O’Clock-Cocktail! Palm Beach in den Fünfzigern, aber auch Formen, Farben und Details aus den 20er, 30er oder 60er Jahren finden sich in seiner leicht nostalgischen Kollektion. Dries van Noten beweist sich wie immer als ein Meister malerischer Blumenprints und raffinierter Farb- und Mustermixe. Inspiration und Ausgangspunkt waren Picassos papiers collés, Bilder, in denen aus Tapeten und Papierresten große Kunst entstand. Van Noten ist nun ein modischer Könner darin, scheinbar Unpassendes zu etwas Schönem und vor allen Dingen auch Harmonischem zusammenzusetzen. In seinen fließenden Kleidern, Hosen und Röcken wachsen Paisley- und Blumenmuster zusammen, ein transparenter Trenchcoat wirkt aus transparentem Material wie ein Morgenmantel, ein maskulin karierter Anzug wird mit Schmucksteinen besetzt. Das ist Mode für souveräne, erwachsene Frauen. Und auch das macht den Belgier in Paris zu einer Ausnahmeerscheinung.

 

Toughe Mädchen

 

Es sind nämlich die  Millennials genannten potentiellen Kundinnen- und Kunden, geboren zwischen 1980 und 2000, die für den Sommer 2018 erobert werden sollen. Es ist kein Zufall, dass bei einem so traditionellen Haus wie Dior kein einziges Model mit hohem Absatz über den Laufsteg stöckeln musste. Moderne, junge Frauen quälen sich nicht mehr selbstverständlich in High Heels durch den Tag. Sie wollen oder können sie nicht tragen. Das hat Maria Grazia Chiuri in ihrer Dior-Kollektion beherzigt. Flache Blockabsätze, Ballerinas, flache Netzwerkstiefel sind Hingucker, modern und fußfreundlich. Da laufen keine Mademoiselles, geschweige denn Madames über den Laufsteg, sondern junge Frauen in Jeanspatchwork oder einem schwarzen Lederoverall, mit dem sie auch aufs Motorrad steigen können.Außerdem mit dabei viele transparente  und paillettenbesetzte Kleider für die Disko. Die kräftigen Farben und Printmotive sind von der Kunst Niki de Saint Phalles inspiriert. So sieht zeitgemäßer, gut gelaunter Pariser Chic aus. Das gilt auch für die Chloe- Kollektion, erstmals von Natasha Ramsey-Lévi verantwortet. Ramsey-Lévi gelingt gleich beim ersten Aufschlag der Spagat, den romantischen Stil des Hauses zu erhalten und eigene Akzente zu setzen. Zu Blusen und Kleidern im mädchenhaften Chloe-Stil, für den etwa Volants und Blümchenmuster unverzichtbar sind, gesellten sich schmale Hosen mit markanten Nähten, eine Biker-Jacke oder ein hautfarbener Ledermantel. In Kombination mit Stiefeln bekommen sogar romantische Kleider Schärfe. Das Chloe-Mädchen ist tougher geworden.

 

Zwischen Saint Tropez und Hollywood

 

Der fast alle anderen Häuser überstrahlende Name in Paris heißt Yves Saint Laurent. In diesem Jahr war die Schau davon geprägt, dass nicht nur zwei Yves-Saint-Laurent-Museen eröffnet wurden, in Paris und Marrakesch, sondern dass auch Saint Laurents Lebensgefährte Pierre Bergé kurz zuvor gestorben war. Vermutlich hätten beide Herren Glamour und Aufwand der Veranstaltung unter freiem Himmel mit dem glitzernden Eiffelturm im Hintergrund zu schätzen gewusst. Der belgisch-italienische Designer Anthony Vaccarello ist sich sicher, dass das Saint-Laurent-Girl im Sommer 2018 in erster Line Spaß haben möchte. Nun ja, vermutlich möchten das alle Mädchen und Frauen, die meisten leben nur nicht in einem Umfeld, das es möglich macht, so glitzernd sexy, so straußenfedernbesetzt und  satinglänzend aufzutreten. Aber, ohne Frage, diese Schau war ein Fest. Die Ethnoblusen, die Shorts, die geshoppten Stiefel, die Minikleidchen, die federbesetzten High Heels und auch die dramatischen, couturig bauschigen Kleider waren allesamt gemacht für lange Partynächte irgendwo zwischen Saint Tropez und Hollywood. Kleider für den Alltag bekommt man ja auch noch anderswo. Der Sommer 2018 wird, so unterschiedlich die über 80 Pariser Kollektionen auch im Einzelnen sein mögen, aus modischer Sicht also ein Partysommer. Kräftige Farben, viel Haut, die durch transparente Stoffe scheint, romantische Volants, sexy Minikleider, Hippie- oder Seidengewänder; Jeans und Leder sind ebenfalls im Angebot. Beach-Party, Ballsaal und die Disko –  für jeden Anlass ist etwas dabei. Adieu Tristesse!