Ein Gespräch mit dem Kommunikationsleiter der Pitti Uomo, Lapo Cianchi.
Vielleicht zunächst einige Fakten zur Pitti 87, um ein Gefühl für die Bedeutung der Messe zu bekommen.
Das machen ganz schnell ein paar Zahlen klar. Wir erwarten knapp 2.000 Kollektionen und Marken auf der Pitti 87 – und um die 30.000 Messebesucher. Etwa 40 Prozent kommen aus dem Ausland. Die Vertreter sämtlicher wichtiger Departmentstores auf der Welt reisen für die Pitti nach Florenz.
Wie ist das Verhältnis zwischen Florenz und Mailand, und auch London und Paris, mit denen Sie ja konkurrieren. Die anderen haben die großen Shows und den Glamour, bei Ihnen werden die Geschäfte gemacht?
Ich kann zumindest bestätigen, dass bei uns Geschäfte gemacht werden, und, dass nicht alles, was für die Presse interessant ist, auch wirtschaftlich relevant ist. Aber Sie sollten den Glamourfaktor der Pitti nicht unterschätzen. Ich sage nur: Florenz. Und dieses Jahr war zum Beispiel Marni Menswear Gast-Designer auf der Pitti Uomo: Consuelo Castiglioni hat mit ihrem Label gerade 20. Geburtstag gefeiert und stellte ihre Herrenkollektion Herbst/Winter 2015 in einer exklusiven Schau für die Pitti vor. Wir arbeiten auch an einer engeren Kooperation mit Mailand. Mit dem Zug ist es ja nur eine Stunde Fahrzeit. Wir sollten ein Interesse haben, zusammen ein Zentrum der Mode – besonders natürlich auch der italienischen – in Italien zu sein. Jeder mit seinen jeweiligen Stärken.
In Berlin war das Konzept „Party-Messe“ eine ganze Weile sehr erfolgreich. Für dieses Frühjahr musste die Bread & Butter abgesagt werden. Ist für Party keine Zeit mehr? Welche Bedeutung haben Side Events für die Pitti?
Ein Teil der Mode ist Spaß. Kreativität darf nicht durch reines Geschäftemachen unterdrückt werden.
Eine Modemesse muss auch einen Glamourfaktor haben und unterhaltsam sein. Wir Italiener sind gerne gute Gastgeber. Wir wissen zum Beispiel, wie sehr etwa die Presse unser gutes Catering liebt. Und natürlich gehören auch zur Pitti einige hochrangige Events. Wir sind sehr stolz, zum Beispiel wieder mit Olivier Saillard, dem Direktor des Modemuseums Galliera in Paris, der sich auch als Autor und Schauspieler einen Namen gemacht hat, zusammengearbeit zu haben. Und natürlich, dass die unvergleichliche Tilda Swinton mit ihm bei uns war und in seiner Inszenierung Cloakroom aufgetreten ist. In einem Cloakroom werden in in einem Theater, Museum oder anderen öffentlichen Orten die Mängel und Jacken abgegeben. Olivier Saillard und Tilda Swinton waren die charmanten Gastgeber. sein, die jeden Besucher darum baten, etwas in ihrem „Cloakroom“ zu lassen.Das war eine sehr außergewöhnliche und persönliche Performance von Tilda Swinton.Auf die Pitti werden auch immer wieder junge, noch nicht so bekannte Designer eingeladen.
Natürlich stellen auf dem historischen Gelände des Fortezza da Basso die großen Marken aus. Wir sind etwa froh, dass Dressler, Drykorn oder Bogner aus Deutschland bei uns sind. Aber wir wollen immer den Blick auch auf Designer lenken, die eher eine Nische besetzen.
Das sind keine Anfänger, die haben schon bewiesen, dass sie etwas können. Nehmen sie zum Beispiel Allessandro dell’Aqua, den wir auch schon früh eingeladen haben, als er noch relativ am Anfang stand. Wir haben ihn dabei unterstützt, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu werden. Die Pitti Uomo ist eine Messe der großen internationalen Labels und ein Ort der Entdeckungen.Was muss ein Designer haben, um zur Pitti eingeladen zu werden?
Es geht um Persönlichkeit, um einen neuen Ansatz und ein Talent, das erkennbar ist: eine herausragende kreative Persönlichkeit. Es sind Designer, die wir bemerken, weil sie sich durch herausragende Arbeit bemerkbar machen. Sich bei uns zu „bewerben“ ist eher aussichtslos.
In diesem Jahr war Hood by Air aus New York der Special Guest auf der Pitti. Weshalb?
Ich hab die Kollektion vor zwei Jahren das erste Mal gesehen und ich bin wirklich sehr beeindruckt, wie sich das Label, Shayne Oliver und sein Team entwickeln. Die Kollektionen sind von verschiedenen Disziplinen inspiriert, von der Musik, von der Straße vom Underground. Jedes Element bedingt das andere. Jede Kollektion macht eine Aussage zur Genderfrage, über soziale Klassen, über Stärke und Schönheit. Es ist eine Entwicklung spürbar und das „Dranbleiben“, jetzt war genau der Moment, wo es Sinn macht, Hood by Air ein Forum auf der Pitti zu geben.
Vielen Dank!
www.pittimmagine.com/corporate/fairs/uomo.