Pyjamaparty

„Blau ist das neue Schwarz“, „Berlin ist das neue New York“ oder „Kunst ist die neue Handtasche“. Das sind so Smalltalk-Gleichungen, mit denen man am Partybuffet sein Gegenüber verblüffen kann. „Zuhause bleiben ist das neue Ausgehen“ eine andere, die als Begründung gelten könnte, wenn man so gar keine Lust hat die eigenen vier Wände zu verlassen. Als Beleg, dass da was dran ist, ließe sich der Trend zu edler Kleidung für den Aufenthalt in den eigenen vier Wänden heranziehen. Genauer gesagt, sogar für die Lage in der Horizontalen, nämlich im Bett. Edelste Pyjamas bieten zum Beispiel das Label „Horror Vacui“ der Münchnerin Anna Heinrichs an. Das italienische Label F.R.S „For Restless Sleepers“ von Francesca Ruffini hat sich ebenfalls seit einiger Zeit auf diese modische Nische spezialisiert. Die Kollektionen dieser Designerinnen sind allerdings perfekt geschnitten und in Materialien und Mustern so schön, dass sie ohne jeden Zweifel nicht nur zum Ausgehen taugen, sondern genau dafür auch genutzt werden. Das ist durchaus erwünscht, wenn es auch bedauernswert ist, dass zum Schlafen dann oft genug doch wieder nur ausgeleierte T-Shirts und unförmige Boxershorts zum Einsatz kommen. Mit ihren prachtvollen Blütendrucken, den wild sich über Hemd und Hose rankenden Blättern, den Animal Prints, oder an Inka-Motive erinnernde Muster setzen diese neuen „Nachtkleider“ jedenfalls einen ganz eigenen modischen Akzent. In Mailand, Paris oder New York waren während der Modenschauen auch diverse Modelle zu entdecken, die eindeutig von feiner Nachtwäsche inspiriert sind. Dolce & Gabbana, Michael Kors, Vera Wang, Alberta Ferretti oder Etro sind nur einige Labels, bei denen die Grenze zwischen Day- und Nightwear mitunter verschwimmt. Promis, wie Jessica Albers, Anny Adams oder Cara Delivingne zeigten sich auf dem roten Teppich oder beim Stadtbummel in Outfits, die dem Schlafanzug verdächtig ähnlich sahen. Zahlreiche Indizien sprechen also dafür, dass der Pyjama-Look kein Spleen einiger Modeopfer ist, sondern ein ausgeschlafener Trend. Das muss einen eigentlich auch nicht verwundern. Der Style verbindet nämlich Chic mit Komfort und ist auf lässige Art mondän. Schließlich ist er zwingend mit fließenden, seidigen, gerne glänzenden Stoffen und eben üppigen Dekors verbunden.

 

 

Es gibt viele Gründe, warum der Pyjama zurzeit so gefragt ist.

Obwohl eher ein Look für die Damen, ist das Vorbild der meisten Modelle der elegante männliche Nachtanzug. Die Assoziation zur „Robe de Chambre“, einem luxuriösen Hausmantel, den der Mann von Welt im Rokoko trug, oder zu feinen Pyjamas, wie ihn Gentlemen und Dandys, etwa Oscar Wilde, im Haus zu tragen pflegten, verleihen dem Pyjama-Look seine exotische, leicht dekadente Note, die ihn umso anziehender macht.Schlafanzüge können uni sein, sind aber auch gerne gestreift, kariert oder ansprechend gemustert – und zwar von Kopf bis Fuß. Das passt perfekt zum Zeitgeist und wird von den modernen Pyjama-Designerinnen noch auf die Spitze getrieben. Muster von oben bis unten haben es der Mode momentan nämlich sowieso angetan. Es gibt also viele Gründe, warum der Pyjama zurzeit so gefragt ist. Um noch einen zu nennen: Der männliche Schlafanzug mit großzügig geschnittenem Hemd, Reverskragen, geschlitzten Manschettenärmeln, weiter Hose und farblich abgesetzter Paspelierung gehört zu den Klassikern der Garderobe. Und Klassiker, vom Kleinen Schwarzen bis zum Trench, sind Lieblinge der Mode. Sie zu verfremden oder neu zu interpretieren, gehört zum Kürprogramm der Modemacher.
Den neuen „Out of Bed Look“ kann man partymässig und alltäglich stylen – auch das macht ihn attraktiv. Bekannt ist der Begriff schon eine ganze Weile für diese niedlich verwuschelten Frisuren, die so aussehen, wie man eben aussieht gerade aus dem Bett gekommen. Zum Pyjama-Style empfiehlt sich allerdings eine etwas gepflegtere Coiffure. Überhaupt sollten Accessoires, wie Schuhe, Gürtel, Taschen, den Look kontrastieren. Im Zweifel lieber High Heels als Sneakers, lieber Designertasche als Jutebeutel und lieber Perlen um den Hals als Glassteine. Ihr Anblick darf unter keinen Umständen den Verdacht zulassen, Sie seien doch gerade aus dem Bett gefallen oder vielleicht als Schlafwandlerin unterwegs. Falsch kombiniert wirkt der Trend nicht glamourös, sondern seltsam. Für den Alltag muss es ja auch nicht unbedingt der Total Look sein. Das Pyjama-Hemd oder der seidige Morgenmantel passt perfekt zu Marlenehose, Lederleggings oder schmalen Jeans. Pyjamahosen lassen sich gut zum Strickpullover oder Sakko kombinieren. Wie so oft in der Mode machen die interessanten Stilbrüche eine Kombi erst richtig interessant. Wenn es aber darum geht, die Königin der Nacht zu spielen, und zwar nicht im Schlafgemach, sondern etwa in der Silvesternacht, scheuen Sie nicht davor zurück, den apart gemusterten Pyjama komplett zu tragen. Wichtig ist dann nur, jede Zurückhaltung fallen zu lassen. Brezeln Sie sich richtig auf. Das Haar könnte vielleicht zu einem eleganten Knoten gebunden werden, das Make-up darf durchaus ihre wachen Augen mehr als nur betonen, Schuhe und Schmuck können gar nicht prächtig genug sein. An eine Pyjama-Party darf – Pyjama-Look hin oder her – bei Ihrem Anblick wirklich niemand denken.