Die Farbe Rosa war lange den Männern vorbehalten. Das muss gleich zu Beginn festgestellt werden, damit eventuelle Leser dieses Texts zur Trendfarbe der Saison nicht gleich weiterklicken. Im Rokoko, im elisabethanischen England und auch noch in den zwanziger Jahren galt Rosa, auch das „kleine Rot“ genannt, als absolut männlich. Es war die entschlossenere, stärkere Farbe und deswegen gerade richtig für den Mann. Im Gegensatz zum anmutigen Blau, das mit der Jungfrau Maria assoziiert wurde. Die Dinge haben sich geändert und können sich wieder ändern. Wie eine Farbe wahrgenommen wird, hat etwas mit dem Geist der Zeit zu tun.
Zugegeben, wer rosa hört, denkt heute an die rosa Brille, rosa Wolken, Flamingos und Lillifee, jedoch neuerdings vielleicht auch an die Pussy Hats, die als Ausdruck des Protests gegen die diskriminierenden und frauenfeindlichen Äußerungen des neuen US Präsidenten durchaus nicht nur von Frauen, sondern auch von einigen Männern getragen werden. Und zwar in kämpferischer Absicht.
Die aktuell angesagten Pinktöne sind zurückhaltend
Rosa ist nicht gleich Rosa, es kann grell und schreiend sein – shocking pink – oder weich und pudrig. Die zwei besonders trendigen Rosatöne des Jahres 2017 haben die schönen Namen Pale Dogwood und Pink Yarrow und stammen beide aus der Botanik. Die Experten des Farbforschungsinstituts Pantone haben sie als besonders en vogue bestimmt. Pale Dogwood ist die Bezeichnung für die blassrosa Blüten des Hartriegel, Pink Yarrow für die schon eher kräftiger pinken der rosa Scharfgarbe. „Shocking“ sind beide Töne nicht. Diese extrovertierten Facetten aus dem rosa Spektrum hat die Modeschöpferin Elsa Schiaparelli geliebt. Ihre Zusammenarbeit mit Salvadore Dali ist so legendär wie die Exzentrik ihrer Entwürfe. Die aktuell angesagten Pinktöne kommen deutlich zurückhaltender daher, man könnte fast sagen mit nordischer Kühle. Sie wirken gerade auch in Kombination mit Naturtönen, wie Holz, Weiß oder Grau, auf einnehmende Art kleidsam oder wohnlich.
Das Feng Shuio ordnet Rosa dem Element Feuer zu
Sowohl in der Mode als auch in der Welt des Interieurs ist das neue Rosa nämlich gerade omnipräsent. Man muss keinen selektiven Blick haben, um überall auf rosa Kleider, Röcke, Mäntel, aber auch Beistelltische, Decken, Lampen, Bettwäsche und, und, und zu stoßen. Wer bereit ist, sich der Wirkung des Rosa esoterisch spirituell zu nähern, erfährt, dass die Farbe als wohltuend gilt und die innere Ruhe Gelassenheit fördern soll. Genau dies strahlt dann auch aus, wer sich rosa wandet. Gerade im Schlafzimmer soll Rosa den Schlaf fördern. In der Lehre des Feng Shui ist Rosa dem Element Feuer zugeordnet, es strahlt deshalb Freundlichkeit und Wärme aus. Das kann ja nichts schaden in dieser Welt, in der so viel von Hass die Rede ist.
Rosa lässt blaue Augen strahlen
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, sich selbst oder seine Umgebung rosa in Szene zu setzen. Es hat durchaus seinen Reiz, das rosa Ding durchzuziehen und zum graurosa Sofabezug kräftig rosa Kissen zu kombinieren, den Teppich altrosa auszuwählen und dazu noch rosa Rosen zu gesellen. Das wäre sehr konsequent und auch sehr trendig. Natürlich kann man dosierter vorgehen und sich mit rosa Akzenten begnügen. Das schöne an Rosa ist ja, dass es sich mit unerwartet vielen anderen Farben gut verträgt. Auch mit kräftigem Rot zum Beispiel. Man muss sich nur trauen. Mut beweisen müssen immer noch Männer, die etwa rosa Hemden tragen. Es sei denn, sie sind der Typ Latin Lover, dessen leicht gebräunte Haut und dunkle Locken so zum Dahinschmelzen mit Rosé harmonieren. Dabei kann auch ein blasses, blondes Nordlicht in Rosa ziemlich sexy aussehen. Rosa lässt blaue Augen strahlen und eine vornehme Blässe noch eleganter erscheinen. Gerade für Männer sind die aktuellen zurückhaltenden rosa Nuancen eine Chance, sich den schmeichelnden Farbton zurückzuerobern.
Rosa aus der Kitsch-Ecke herausholen
Mit Grau oder Haselnussbraun kombiniert, wirkt Rosa zum Beispiel nobel und souverän, mit Oliv sportiv und lässig. In Kombination mit Messing, Schwarz oder dunklem Grün wirkt der Farbtrend übrigens überhaupt nicht mehr niedlich, sondern ausdrucksstark. Und genau darum geht es. Für Frauen und Männer gilt: Um Rosa aus der Kitsch-Ecke herauszuholen, muss man es gegen das Klischee kombinieren, zu Hause und am Leibe. Es darf nicht zu adrett, nicht zu hübsch, nicht zu niedlich und auch nicht zu schrill aussehen. Weder Barbie, noch Liberace sind Vorbilder des aktuellen rosa Trends. Für die Wohnung bedeutet das, zu Rosa gehören klare Kanten und Strukturen, keine Trotteln und verspielte Formen. Mit Grau abgemischt, wirkt es nicht mehr süßlich und, kombiniert etwa mit Orange, richtig cool. Genauso darf in der Mode Rosa nicht als Rüsche oder Spitze daherkommen. Ein Rucksack aus rosa Leder, das Kapuzenshirt oder Sneaker im zarten Puderton der Babyfarbe: Der aktuelle Sportlook bekommt zum Beispiel durch Rosa einen unerwarteten Dreh. Kühles Leinen statt Tüll, gerade Schnitte anstelle flatternder Volants lassen Rosa ganz erwachsen aussehen. La vie en rose? Man könnte sich daran gewöhnen.