Schwitzen im Home-Spa

 

 

Sauna für Zuhause.
Bild: BSB

Schöner wohnen bedeutete vor langer Zeit mal Cocktailsessel und Hausbar.Tempipassati. Heute sind Home-Spa und Sauna Ausdruck zeitgemäßer und gehobener Ansprüche an das Zuhause. Im Grunde genommen soll die Wohnung oder das eigene Haus in seiner Gänze ein Nest sein, ein Rundum-Sorglos-Ort, der allen Komfort und Schutz vor dem Leben da draußen bietet. Das ist hart und kompetitiv – von der Pandemie ganz  zu schweigen. Was ist deshalb wünschenswerter, als sich eine Wellness-Oase in allernächster Nähe zu schaffen. Viele Badezimmer sind sowieso längst mit Wasserfallduschen, frei stehenden Wannen und Duschköpfen mit integrierter Licht- oder Aromatherapie ausgestattet. Da ist es nur ein kleiner Schritt zur Sauna, die zwar auch früher schon manch ausgebautem Kellerraum einen Hauch von Luxus gab, jetzt aber in die Beletage aufsteigt. Im ersten Quartal 2021 ist die produzierte Stückzahl von Saunakabinen nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes im Vergleich zu 2020 um 134,4 %, gewachsen und auch im zweiten noch um 99 %. „Das hat etwas mit Corona zu tun“, sagt Thorsten Damm, Geschäftsführer des Bundesfachverband Saunabau, Infrarot- und Dampfbad e. V. Gleichzeitig beobachtet er, dass sich vermehrt jüngere Menschen für eine Sauna interessieren. „Bislang war das Thema Sauna eher etwas für eine ältere, betuchtere Klientel mit Haus und Garten“, so Thorsten Damm. Heute können sich Singles oder Paare das Vergnügen einer Sauna gönnen, die nicht viel Platz und ein kleineres Budget zur Verfügung haben. „Auch junge Familien denken immer öfter über eine Sauna nach, wenn sie ein Haus planen oder in eine neue Wohnung ziehen“, erfährt der Geschäftsführer von den Mitgliedern seines Verbands. Mit manch einer kleinen Saunakabine kann man sogar umziehen. Die neue Sauna passt ins Badezimmer, manchmal auch ins Schlafzimmer und an noch unerwartetere Orte. Eine Gastgeberin präsentierte unlängst im gerade bezogenen Luxus-Apartment eine Sauna, die hinter dem klimatisierten Weindepot platziert ist. Beim Saunieren fällt der Blick durch eine gläserne Wand auf ausgewählte Lagen, die gleich noch als Anregung fürs Fachsimpeln und die Erörterung des Menüs aus der Designer-Küche sorgen. Diese gehört, by the way, auch zur Ausstattung ambitionierter Wohnkultur. Es dauert nicht mehr lange, da feiert die Hausbar ein Revival. Vielleicht gleich neben der Sauna, um die es hier ja geht. Für ein Sudatorium – so der lateinische Begriff – ist keine Baugenehmigung notwendig. Es kann gebaut werden, wenn die relevanten Anschlüsse für Strom und Wasser vorhanden sind. Für Gartensaunen gelten strengere Regeln. Moderne Saunen gibt es ab Kleiderschrankgröße und ausziehbar wie ein Akkordeon. In fünfzehn Minuten sind sie warm. Wer sich also allein genug beim Saunieren ist, kann in einem 15-Quadratmeter-Bad einen Schwitzkasten aufbauen. Und der kostet auch kein Vermögen. Für um die 2.000 Euro sind Modelle erhältlich. Thorsten Damm ist allerdings der Meinung, dass für eine wirklich langlebige, qualitativ hochwertige Sauna etwa 5.000 Euro angelegt werden müssen. 1,5 Quadratmeter sollten pro Person für ein Plätzchen auf der Holzbank zur Verfügung stehen. Für bis zu Zwei-Personen-Minisaunen mit nicht mehr als vier Kubikmeter Volumen genügt der Strom aus einer normalen Steckdose. Den Starkstromanschluss für größere Saunas dürfen nur Fachleute verlegen. 

Welche Sauna soll es sein?

 

Bei Kauf und Bau der Sauna gibt es einige beachtenswerte Kriterien. Zuerst muss die Frage geklärt werden, welche Art von Sauna es überhaupt sein soll? Die klassische finnische Trockensauna, die zwischen 80 und 110 Grad heiß wird, eine Niedrigtemperatur- oder Biosauna  oder vielleicht eine  Infrarotsauna. In ihr wird nicht die Luft, sondern direkt die Haut durch spezielle Strahler erwärmt. Ein richtiges Dampfbad oder Hamam ist im privaten Bereich eher ungewöhnlich und ein ganz eigenes Thema. Multifunktionsduschen mit Dampf, die kaum größer als eine normale Duschkabine sind, wären ein Kompromiss.

Auch bei der Bauweise der neuen Sauna gibt es verschiedene Möglichkeiten. Egal für welche die Entscheidung fällt, jede Sauna kann an individuelle Gegebenheiten angepasst werden. Traditionell ist die Massivholzsauna mit 40 bis 70 Millimeter starken Wänden. Wärme und Feuchtigkeit nach einem Aufguss werden von innen gut aufgenommen. Die Oberflächen erhitzen sich nicht so stark. Das Raumklima bleibt angenehm, allerdings auch, weil die  Isolation der Massivholzwände nicht hundertprozentig ist. Thorsten Damm, weist deshalb darauf hin, dass gerade bei dieser Saunavariante Abstand zwischen Saunakabine und Raumwand nötig ist. Etwa 10 Zentimeter sollten es sein. Die sogenannten Elementsaunen werden in Sandwich-Bauweise hergestellt. Zwischen zwei Schichten Holz steckt eine Dämmung mit Dampfsperre. Trotz dampfdichter Isolierung braucht der Raum für die Sauna aber eine Belüftung. Fenster sind gut, professionelle Be- und Entlüftungssysteme noch besser, um den richtigen Austausch zwischen Außen- und Raumluft zu sichern. Wenn der nicht gegeben ist, kann sich Schimmel bilden und das Mauerwerk feucht werden. Wo auch immer welche Sauna aufgebaut wird, der Boden muss glatt und wasserfest sein. Fliesen sind am geeignetsten.

Das Holz

 

Manche moderne Sauna hat eine Verkleidung aus Kunststoff, sehr gefragt sind für den freien  Blick nach draußen auch große Glasfronten, mindestens der Kern einer Sauna besteht aber aus Holz. Es muss hohe Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit aushalten, ohne sich zu verziehen oder zu reißen. Außerdem sollte es harz- und splitterfrei sein und möglichst wenige  Astlöcher haben. Experten empfehlen deshalb nordische Hölzer. Sie sind in rauen klimatischen Witterungsbedingungen gewachsen und deutlich robuster und feinporiger als Exemplare aus hiesigen Breitengraden. Nordische Fichte, Erle, Espe, Esche, Rotzeder und Hemlocktanne gehören zu den am meisten in Saunen verarbeiteten Hölzern. Ihre geringe Wärmeleitfähigkeit sorgt für ein angenehmes Klima, gerade auch dann, wenn es richtig heiß wird. Mit gutem Gewissen lässt sich schwitzen, wenn das Holz der Sauna ein  FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) hat. Dann kann man sich darauf verlassen, dass das Holz nachhaltig produziert wurde.

Ohne Ofen kein Saunieren!

 

Holzofen, Kombiofen oder Elektroofen stehen zur Wahl. Gasöfen finden eher in großen, öffentlichen Saunalandschaften Anwendung. Zuallererst ist wichtig, dass die Größe des Ofens proportional im richtigen Verhältnis zur Größe der Sauna steht. Er darf weder zu stark noch zu schwach sein. Beratung von ExpertInnen ist hier gefragt. Darüber, welche Art von Ofen einen zum Schwitzen bringen soll, kann man schon mal im Vorfeld nachdenken. Bei einem elektrischen Ofen lassen sich Temperatur und Klima unkompliziert und schnell anpassen. Was die Luftfeuchtigkeit angeht, bietet ein Kombi-Ofen mit zusätzlichem Verdampfer noch mehr. Der Wasserdampf macht die Sauna zur Bio-Sauna. Am romantischsten ist der klassische Holzofen mit knisternden Scheiten. Er hat aber auch Nachteile: Die Temperatur lässt sich nicht regulieren und zur Romantik des Holzofens gehört, dass Asche entfernt und Holz besorgt werden muss. Außerdem verlangen die Gesetze Sicherheitsvorkehrungen, wie Mindestabstände oder Feuerschutzbleche. Last, but not least: Die Versicherungstaxen sind höher. Brandgefahr! Holzöfen sind also eher etwas für Gartensaunen.

Wenn all diese Fragen geklärt und die Sauna gebaut ist, kann an der Innenausstattung gefeilt werden. Dem einen genügen Glühbirnen hinter hölzernen Lampenschirmen, die andere möchte mit farbigen Lichtern  in der Decke Nordlichter simulieren. Soundsysteme beschallen sanft mit Musik oder lassen Wasser plätschern. Auch ein Monitor kann eingebaut werden. Ein Upgrade ist immer möglich. Mit entsprechenden Apps lässt sich die Sauna schon von unterwegs anwerfen. Vom kalten Draußen ins heiße Warme geht es dann ganz schnell. Je aufwändiger ausgestattet und je größer die Heimsauna ist, umso teurer wird sie natürlich auch. Luxuriöse Varianten kosten 10.000 Euro und noch deutlich mehr. Besonders preiswert und ein wenig skurril sind mobile Saunaboxen aus Kunststoff, in die man sich hineinsetzt, nur der Kopf schaut raus. Ob sie den versprochenen Wellnessfaktor wirklich bieten, bleibt fraglich. Schweißtreibend ist bei manchen Varianten jedenfalls schon der Aufbau. Das Portemonnaie schonen sie aber: Es gibt Modelle für unter 100 Euro. Wer sich mit Heimsaunen beschäftigt, stößt auch auf „Saunasäcke“ und entdeckt damit eine besonders platzsparende, quasi fesselnde Variante des Saunierens, zu der die Lust an Lack und Latex gehört. Das Saunieren hat viele Facetten. Sogenannte Fasssaunen lassen sich übrigens auch mieten. Für sie braucht man allerdings einen Stellplatz – optimaler Weise den eigenen Garten  – um sie aufzustellen.