Sie ist Marni: Consuelo Castiglioni Von Nikolas Feireiss

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Marni Look 2014

Am Ende ihrer Schauen, am Sonntagmorgen in Mailand, zeigt sich Consuelo Castiglioni ihrem Publikum nur kurz. Dann lächelt sie, deutet eine Verbeugung an, und schon ist sie weg. Das wirkt nicht, als ob sie sich ziert, eher ein bisschen schüchtern und rundum sympathisch – auch wenn man diese zarte Person, in der sich auf eigenwillige Art Zurückhaltung und Exzentrik mischen, gerne länger sehen würde. 1994 stellte die im schweizerischen Lugano aufgewachsene Halbchilenin ihre erste eigene Kollektion vor. Lange schon war Marni ein Geheimtipp von Stylisten und Fashionistas gewesen. Mit der Kooperation mit H&M 2012 trat das Label dann schlagartig ins Rampenlicht der großen Öffentlichkeit. Consuelo Castiglioni persönlich fällt das schwer. Sie scheut Interviews, bleibt zurückhaltend – ein bisschen schüchtern eben.

 

Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntagmorgen aus, wenn Sie nicht gerade Ihre Schau haben?

Ich liebe es, lange zu schlafen und meinen kleinen Neffen zu besuchen. Er ist ein Jahr alt, und ich bin ganz verliebt in ihn. Am wohlsten fühle ich mich in letzter Zeit in Hosen und einem Pulli. Das mag sich sehr simpel anhören, aber die Details machen den Look speziell. Grundsätzlich verbringe ich die Momente, die ich frei habe mit meiner Familie und Freunden. Am liebsten übrigens auf Formentera, einer Insel, die sehr reich an Aromen ist.

 

A Propos Aromen: Sie haben Ihr erstes Parfum lanciert. Was bringt es zum Ausdruck, in welchen Duft hüllt sich die Marni-Frau?

Er ist einzigartig, und mir war er wichtig, um die Marni-Welt zu komplettieren. Er übersetzt die Seele von Marni in einen Geruch. Ich denke, ein Duft sollte so etwas sein wie eine tägliche Geste, Teil der Ästhetik einer Frau, die sich doch auch durch ihren Duft charakterisiert.

 

Hat sich Ihre Arbeit durch die große Popularität verändert?

Im Grunde gar nicht. Ich habe gearbeitet wie sonst auch und mache das weiterhin. Jede Kollektion ist ein langer Prozess des Erarbeitens, bei dem die ganze Aufmerksamkeit der Qualität und jedem Detail gilt.

 

Was würden Sie einer „Marni-Anfängerin“ raten? Wie sollte man sich Ihrer Kollektion nähern, mit welchem Kleidungsstück beginnen?

Sie sollte sich wohlfühlen, das ist extrem wichtig, und sich völlig frei fühlen zu kombinieren. Die Mode von Marni ist zeitlos, Du kannst auch Stücke aus den vergangenen Saisons mit der aktuellen mixen.

 

Es scheint, als würde Marni zunehmend auch von Hollywoodstars entdeckt. Von Männern und Frauen. Wen sehen Sie besonders gerne in Marni?

Ich liebe Ewan McGregor, aber auch Uma Thurman, Keira Knightley, Milla Jovovich und viele andere. Ich mag Frauen mit einer starken Persönlichkeit.

 

Marni Accessoires sind eine Klasse für sich und zentral für den Look jeder Kollektion. Was kommt zuerst: die große Linie, oder die Accessoires, um die sich dann ein Look aufbaut?

Beides gehört zusammen, aber der erste Schritt sind immer die Materialien. Meine Kollektion beginnt immer mit der Suche nach Materialien, nach den Stoffen. Alle Elemente kommen dann Schritt für Schritt zusammen.

 

Auch Schmuck ist für Marni ein großes Thema, gerade derzeit wieder. Was bedeutet es für sie, sich zu schmücken?

Schmuck ist ein unverwechselbares Element, ein Blickpunkt.

 

Sie sind Halbchilenin, in der Schweiz aufgewachsen. Hat ihre Biographie Einfluss auf ihre Mode?

Tatsächlich hat meine Großmutter Chilenische Wurzeln. Aber ich bin doch mehr von den Dingen beeinflußt, die mich umgeben, von Natur, Kunst und eben dem Leben selbst.

 

Sie haben Mode nie studiert und von Anfang an das Neue gewagt. Bis heute gelten ihre Kollektionen als Avantgarde. Hat das auch etwas mit der Unbefangenheit der Quereinsteigerin zu tun?

Ach, das mag ich gar nicht beurteilen. Meine Arbeit war immer ein kontinuierlicher Prozess von Recherche und Experiment. Ich habe eine sehr instinktive Herangehensweise an das Entwerfen meiner Kollektionen.

 

Ihre Tochter Carolina arbeitet auch schon im Unternehmen mit. Wie arbeiten Sie zusammen?

Tatsächlich hat Carolina unsere Webseite entwickelt. Wir tauschen unsere Ideen aus, es ist immer wichtig sich mit der jüngeren Generation auseinanderzusetzen.

 

Sie haben auf der Art Basel and Design in Miami eine limitierte Edition von 125 Stühlen vorgestellt, die Sie für das Marni Charity-Projekt verkaufen. Wo erscheint Ihnen gesellschaftliches Engagement besonders wichtig?

Die Stühle wurden von Ex-Gefangenen hergestellt. Indem wir ihnen einen Job gaben, konnten wir ihnen helfen, wieder in der Gesellschaft anzukommen. Unser Stuhl-Projekt haben wir dann in Mailand präsentiert und in Miami auf der Art Basel. Den Erlös haben wir Vereinen gespendet, die sich um die Kinder von Gefängnisinsassen kümmern. Ich fühle, dass es wichtig ist, Menschen zu helfen, die weniger Glück hatten.

 

Vielen Dank