Trends Sommer 2022 – Da Ya Think I’m Sexy?

Der Sommer soll endlich kommen und damit wieder mehr Spaß an einfach allem. Die Mode hat das fest im Auge.

„Festalgie“ ist ein Trendwort, das den Zustand beschreibt, den manch eine, manch einer in den letzten Monaten überkommen hat. Wer der „Festalgie“ frönt, sitzt zu Hause, schaut sich alte Partyfotos an und träumt davon, endlich mal wieder in einem Klub abzutanzen, wenigstens unbeschwert an einer Bar stehen zu können, umgeben von gut gelaunten Menschen. Es soll Schluss sein mit der Angst vor körperlicher Nähe. Enough is enough! Genug ist genug. Haben wir es nicht alle so satt, Couchpotatoes zu sein, dass Corona unser soziales Leben auf ein Minimum beschränkt? Wir geben die Hoffnung nicht auf! Solche Zeiten kommen wieder und die Mode ist darauf vorbereitet. Im Sommer 2022 dreht sich vieles um Sexyness. Zeigt her eure Haut! Röcke, Kleider, Shorts waren lange nicht mehr so kurz, Bauchnabel so großzügig freigelegt. Das grenzt schon an politische Unkorrektheit. Nun wirken die Models in den knappen Kleidern allerdings selbstbewusst. Sie wollen Spaß haben, mit wem werden sie sich sicher selbst aussuchen.

Alle Farben sind schon da

 

 

Zu der Sexyness dieses Sommers kommen alle Regenbogenfarben und noch ein paar mehr. Es ist eine Freude und Zurückhaltung nicht angesagt. Violett, Orange, Rot, Gelb, Grün alles ist möglich – uni oder kombiniert. Die Kleider sind bunt, aber nicht schrill, die Farben apart und delikat. Sicher ist, wer so daherkommt, will sich nicht zu Hause verstecken. Die Sommerkollektionen wirken wie ein Comeback der Lebensfreude. Der Regenbogen steht für Diversität. Die Mode überschreitet Geschlechtergrenzen. Sexyness, Schönheit!? Liegt im Auge der Betrachter:in.
Auch den Männern sind alle Farben erlaubt und vieles mehr. Der androgyne Mann im Kleid ist für die meisten immer noch ungewohnt. Aber er ist nicht mehr wegzudenken. Und dann gib es die vielen Jungs in knappen Shorts. Sie zeigen nicht weniger Bein als die Frauen. Die Damenmode ist feminin und sexy, die Männermode ohne Frage auch. Daran werden wir uns gewöhnen. Bislang waren es die Damen, die mit Ausleihen bei den Herren ihren Looks eine kantigere Note gegeben haben. Nun erobern die Männer für sie unbekanntes modisches Terrain.

 

 

Aufgeräumt und gemütlich

 

Die Coronadauerwelle – noch so ein neues Trendwort – hat unser Leben nachhaltig verändert. Im auf – und ab pandemischer Infektionszahlen haben sich viele ein Homeoffice eingerichtet, das beeinflusst das Wohnen und den Look. Modulare Möbel, die schnell umgestellt werden und verschiedene Funktionen ermöglichen, gehören dazu. Der Tisch wird zum Arbeiten, Essen und Spielen genutzt. Auf dem Sofa lässt sich nicht nur lümmeln, sondern lassen sich auch Businessstrategien mit dem Laptop auf dem Schoß entwickeln.
Wenn Kinder und einzelne Familienmitglieder mehr Zeit zu Hause verbringen, müssen neue Bereiche geschaffen werden, das Leben in der Wohnung neu organisiert werden. Offene Grundschnitte verlieren die Faszination, die sie lange hatten. Beim Facetime Meeting der Partner:in muss man ja erfreulicherweise nicht anwesend sein. Die Tür soll auch mal zugemacht werden können.

Boho-Style oder Japandi, wie wir uns einrichten, wird uns niemand vorschreiben können. Ein Trend geht zu warmen Farben und farbstarken Akzenten durch Accessoires. Wohlfühlen ist wichtiger als Repräsentation. Dazu gehören eher Möbel aus Holz als aus Stahlrohr, eher Keramikgeschirr als weißes Porzellan. Nicht unbedingt Minimalismus ist gefragt, aber Aufgeräumtheit. Sie tut uns und unseren Mitbewohner:innen gut, steht für einen klaren Geist und Respekt im Umgang miteinander.

Kerzenleuchter, Vasen, Kissen, Decken schaffen Atmosphäre, sind vielleicht Urlaubsmitbringsel, also mit Erinnerungen verbunden. Lieber Omas Kommode restaurieren als schnell eine neue kaufen. Do it yourself ist ein Trend. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird in allen Lebensbereichen zentral. Biofarben an den Wänden, regionale Produkte gehören dazu. Der Slogan „support your local dealer“ – seien es kleine Ladengeschäfte oder Handwerksbetriebe – überzeugt immer mehr Menschen.

 

 

 

Mode als Seelenpflaster

 

Bei aller Partylust und Sexyness bleibt Verantwortlichkeit und Fairness das große Thema auch in der Mode. Da gibt es kein Zurück. Shoppen ohne Sinn und Verstand ist uncool. Trendsetter konsumieren weniger und gezielter. Neues muss Sinn machen und am besten Altes ergänzen. Es geht nicht mehr nur um mehr Qualität und Fairness beim Modekonsum, sondern auch um die Quantität. Neuer Minimalismus zeigt sich nicht in den Schnitten oder Farben unserer Kleider, sondern in unserem Bewusstsein, dass wir weniger brauchen. Das bedeutet nicht in Sack und Asche zu gehen. Ganz im Gegenteil. Diese Saison beweist es durch ihre Farbigkeit, ihre Sexyness, ihre Volants und Puffärmel, die Cut-Outs, mit ihrem Spaß an Accessoires und Dekoration. “Dopamine-Dressing” ist ein Schlagwort, das darauf anspielt, dass sich schön zu kleiden der Seele guttut. Und oft genug ist es das eine schöne, besondere Einzelteil, das große Freude macht, den Look in eine andere Richtung dreht und wie ein Vitamin-Booster für die Stimmung wirkt.

Kein Verzicht auf Fashion-Komfort

 

Der Einfluss der Sportmode hat unsere Outfits sowieso schon sehr verändert. Die Lookdowns haben den Trend noch verstärkt. Die liebgewonnene Bequemlichkeit der Homeoffice-Looks werden wir nicht wieder aufgeben wollen. Sogenannte Business-Looks sind von gestern. Gut aussehen und sich wohlfühlen gehören zusammen. Die Modemacherinnen finden dafür Lösungen. Oversize-Schnitte, fließende Stoffe und Denim für alle Gelegenheiten machen das möglich. Die Mode ist eindeutig „entweder oder“. Entweder radikal sexy oder radikal bequem. Entweder Heels oder Sneaker. Entweder Mini oder Jogginghose.

Wie schnell sich die Vorstellung von dem, was schön und attraktiv ist, verändert, hat ein Team der Universität Cardiff herausgefunden. Seine Studie belegt, dass inzwischen anziehender wirkt, wer sein Gesicht mit einer Coronamaske halb verdeckt. Das gelte für Männer und Frauen. Die Maske lenkt den Blick auf die Augen und lässt Raum für Fantasie. Genauso funktioniert Mode. Die Fantasie ansprechen und den Blick lenken.