Möbelklassiker – Wohnwunder

Beginnen wir mit wunderbaren Möbeln, die über die Jahrzehnte nichts von ihrer Qualität verloren haben, deren Form, Schönheit und Komfort Trends und Moden haben abperlen lassen. Der Lounge Chair von Eames, der „Egg Chair“ von Arne Jacobsen, der „Tulip Table“ von Eero Saarinen, das Regal System von Dieter Rahms, die Leuchte „Tolomeo“ von Michele de Lucchi sind Beispiele. Viele dieser sogenannten Möbelklassiker wurden in den 50er und 60er Jahren entworfen. Optimistische Jahre des Aufbruchs und des Zukunftsoptimismus. Diese Ausstrahlung hat sich das Mid-Century-Mobiliar bis heute bewahrt. Neben seiner funktionalen Schönheit hat es eine emotionale Kraft, die der Zeit widersteht. Aber etwa auch die Erfindung der Möbel aus „gebogenem Holz“ von Michael Thonet Mitte des 19. Jahrhunderts grenzte an ein Wunder. Die Bugholzstühle haben bis heute nichts von ihrem Wiener Charme verloren. Sie sind wunderbar. Genau wie der verstellbare Eileen-Gray-Tisch aus den 20er Jahren.

Gutes Design passt immer

 

Solche Möbelklassiker sind nie unpassend. Sie ergänzen nicht nur jeden Einrichtungsstil, sondern geben ihm sogar den letzten Schliff. Das WG-Zimmer macht auch nur ein Eames Chair stylish, der Hightech-Küche verleiht einem Thonet-Stuhl Seele, der „Egg Chair“ macht den Salon des Antiquitätensammlers zeitgemäß. Und auch kleine Anpassungen an veränderte Bedürfnisse machen diesen Möbeln nichts aus. Im Gegenteil, ihre Qualität besteht darin, dass Innovation nicht an ihrer Einmaligkeit rühren kann. Die Sitzschalen des Eames Plastic Side Chair DSW – und seiner Geschwistermodelle – sind dank neuer Farben, oxidrot, eisgrau oder classic green, noch vielfältiger einsetzbar. Dass die Sitzhöhe heutigen Größenverhältnissen angepasst wurde, ist kein Problem. Die Menschheit ist seit den 40er Jahren halt gewachsen. Hauptsache die Proportion ist geblieben. Die Freischwinger S 33 und S 34 von Thonet gibt es nun auch – Garten ist Trend! – als Freiluft-Kollektion unter dem Namen „Thonet All Seasons“ in einer wetterfesten Variante. Die neuen High-Tech-Stoffe selbst sind irgendwie ein Wunder. Wer hätte gedacht, dass man mal den Garten, inklusive Stehleuchte, wie das Wohnzimmer möblieren kann und möchte.

Smart Living – alles ist vernetzt

Die nächsten Möbelklassiker werden dazu Dank ihrer technischen Intelligenz werden. Nichts wird unser Leben so verändern wie das smarte Wohnen. Individuelle Lichtstimmungen automatisch nach Tageszeit und Anlass, ein perfekt auf unsere Bedürfnisse temperiertes Haus oder Rollläden, die herunterfahren, wenn der Fernseher eingeschaltet wird, sind fast schon ein alter Hut. Dass die Markise automatisch zum Sonnenuntergang einfährt und die Heizung hochfährt, kann man längst per Handydisplay oder Tablet vom Sofa aus steuern oder programmieren. Apps sei Dank. Aber auch ein Küchentisch mit integrierten Induktionsfeldern, auf denen man kochen kann und die bei Bedarf auch die Kaffeetasse warm halten, scheint nicht in weiter Ferne zu liegen. Über ihm schweben Kamera und Projektor, mit deren Hilfe erkannt wird, ob Tomaten oder Kartoffeln auf dem Tisch liegen. Rezepte passend zu den Zutaten werden auf die Tischplatte projiziert. Klar, dass alle Infos dann auch gleich mit der besten Freundin geteilt werden können. Die Dinge beginnen sich um uns zu kümmern. Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn etwa die mit uns vernetzte Matratze durch sanftes Rütteln zum biorhythmisch passenden Zeitpunkt daran erinnert, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Wie das das Design verändert und unsere ästhetischen Vorstellungen, wird man sehen. Es wäre allerdings ein Wunder und ein Jammer, wenn nicht auch in Zukunft all die schönen Möbelklassiker auf ihre ganz eigene bewährte Art und Weise weiter für unser Wohlergehen sorgen würden. Der Lounge Chair von Eames wird wohl auch in Zukunft nicht mit uns sprechen wollen. Aber in seiner Schönheit und mit seinen weichen Polstern bietet er einen privaten Rückzugsort, der ohne Frage immer kostbarer wird.