Zeitgeist Kolumne: Kunst und Handwerk – Kunsthandwerk

Kunsthandwerk im traditionellen Sinne, wie Töpfern, Nähen, Stricken, galt lange als altmodisch und war alles andere als cool. Schon seit einiger Zeit gibt es eine Gegenbewegung; es wird wieder gebastelt, selbst genäht und getöpfert. Gerade Keramik ist momentan überaus trendy. Sterne-Restaurants in Kopenhagen, Berlin oder New York servieren auf moderner Keramik ihre feinen Gerichte. Der Kontrast, etwa von feinen Saucen und gröberen Oberflächen, hat eine besonders sinnliche Wirkung. Der Wunsch nach Emotion und Individualität begründet nämlich im Kern das große Comeback des Kunsthandwerks, wie es etwa in diesem Jahr auch auf den Salone del Mobile in Mailand zu beobachten war. In Zeiten, in denen überall die gleichen Brands ihre Flagshipstores und Ketten eröffnen, also alles immer ähnlicher wird, erfährt gut gemachtes Kunsthandwerk wieder Wertschätzung, weil es besonders ist. Manche Objekte sind Unikate, andere unterscheiden sich nur minimal, aber immerhin. Die Handarbeit ist ihnen anzusehen und gibt ihnen Charakter. Dabei hängt der Erfolg selbstverständlich davon ab, dass einfallsreiches Design und gutes Handwerk Hand in Hand gehen.

 

 

Eine Holzdose kann so geschliffen werden, dass sich ihre Oberfläche samtig anfühlt, Glas in mehreren Lagen geblasen, Teppiche mit subtilen Farbverläufen – all das sind Beispiele von Kunsthandwerk, wie es gerade sein Comeback feiert. Und eben vor allen Dingen deshalb, weil es gewissermaßen mit uns „spricht“, uns anspricht, in seiner Originalität und mitunter auch in gewollter Nichtperfektion, die den speziellen Charakter ausmacht. Im besten Fall macht es uns deshalb sogar gute Laune. Das ist übrigens ein anderer wichtiger Trend momentan. Design darf Spaß machen und farbig sein. Minimalismus, graue Wände und schwarze Kleidung haben kein Alleinstellungsmerkmal mehr in Sachen guter Geschmack.