Gerade wurde Kopenhagen zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Die 3daysofdesign zeigen, warum. Die dänische Hauptstadt vereint urbanes Leben mit Natur, Design mit Alltagstauglichkeit, Coolness mit Wärme.
Kopenhagen ist eine wirklich hübsche Stadt – einfach pretty! Wohin man auch blickt, nichts stört das Auge. Nichts ist zu bunt oder zu laut. Der gute Geschmack scheint hier zu Hause zu sein. In unserem Airbnb entdecken wir Holmegaard-Vasen, das Regalsystem von Montana oder die PH-Leuchte von Louis Poulsen. Im Wohnzimmer steht der Mama-Bear-Chair von Fritz Hansen, um den großen Esstisch aus Kiefernholz können wir auf den Trinidad-Stühlen von Fredericia (Design: Nanna Ditzel) Platz nehmen. Das Geschirr im Küchenschrank stammt von Royal Copenhagen. Die Vermieter setzen ganz auf Design aus ihrem Heimatland – und tun gut daran. Trotz der Designermöbel protzt hier nichts. Klare Formen, zurückgenommene Farben machen es leicht, die Wohnung mit der eigenen Unordnung zum Zuhause für ein paar spannende Tage in der dänischen Hauptstadt zu machen.
Auf der Straße wirkt die Farbigkeit – sei es die der Häuserfassaden oder der vielen Fahrräder – wie aufeinander abgestimmt. Harmonie und Miteinander ist das Motto, nicht ausgestellte Individualität und Abgrenzung. Das zeigt sich auch im Straßenbild, wo Einwohner und Besucherinnen nicht durch besondere Individualität oder Exzentrik ihrer Kleidung auffallen. Zeitgemäße Basics, klare Schnitte oder modische Evergreens wie das weiße T-Shirt, sommerliche, weite Leinenhosen und Kleider in Beige, Grau oder Dunkelblau bestimmen das Bild. Die Gäste in Restaurants oder Cafés wirken homogen. Man kann das ein wenig langweilig finden – oder gerade auf der Höhe der Zeit.
Dänisches Design steht vor allem für Funktionalität und Minimalismus. Dabei kann das schlichte Kleidungsstück durch besonderen Schmuck, Schuhe oder andere Accessoires zum Hingucker werden. Ähnliches gilt auch für die Einrichtungskultur. Bei allem Minimalismus ist es bei unseren nordischen Nachbarn nie ungemütlich. Dafür sorgt ihre Hygge-Mentalität, die das zurückgenommene Design von Möbeln durch kuschelige Accessoires ergänzt: Decken, Felle, Kerzen … So entstehen Wohlfühlwelten, in denen sich der Mensch entfalten kann. Kein Wunder, dass Kopenhagengerade auf Platz 1 der weltweit lebenswertesten Städte gerückt ist.
3daysofdesign 2025 – Trends zwischen Minimalismus und Emotion
Während der 3daysofdesign im Sommer wird die Stadt zur Bühne skandinavischer Kreativitätm werden die Highlights der Scandinavian Interior Trends gezeigt. Was 2013 als kleines Design-Event mit zehn Ausstellern begann, ist inzwischen eine international beachtete Plattform. Über 250 Marken präsentieren ihre Ideen – mit dabei bekannte Größen wie Muuto, Audo,Gubi, &Tradition oder Normann Copenhagen. Drei Tage lang öffnet sich die Stadt wie ein begehbares Moodboard, das in diesem Jahr durchaus überraschte, weil es farbiger und atmosphärischer ist, als viele Besucherinnen und Besucher wohl erwartet hatten. Und das, ohne dadurch das skandinavische „Design-Prinzip“ zu verraten – es bekommt gewissermaßen eine neue Dimension.
Weiterhin sind Sandtöne in allen Schattierungen bis hin zu dunklem Braun zu sehen. Sie werden ergänzt durch Kreidegrün, Lavendel oder tiefes Rostrot. Kombiniert wird subtil – etwa Ton-in-Ton mit weichen textilen Akzenten oder im bewussten Kontrast mit mattem Schwarz oder poliertem Stahl. Hier werden keine Statement-Pieces präsentiert, die sich in den Mittelpunkt drängen wollen, sondern Möbel, die eine Haltung haben und im Miteinander einem Raum Leben verleihen. Qualität und Handwerklichkeit sind spürbar – und fast selbstverständlich. Es geht darum, eine entspannte Stimmung durch fein aufeinander abgestimmte Materialien und Farben zu schaffen. Kein Colour-Blocking, eher Color-Fading.
Nachhaltig Hygge
Haltung zeigt sich auch darin, dass das Thema Sustainability nicht mehr wegzudenken ist:recyceltes Aluminium, 3D-gedruckte Lampenschirme aus Algen oder pflanzengefärbtes Leinen stehen dafür.
Den 3daysofdesign in Kopenhagen ist es wichtig, Atmosphäre zu kreieren und Emotionen zu wecken. Das gelingt durch den sensiblen Mix – zum Beispiel von wolligen Stoffen mit glattem Holz oder Metall. Natürliche Materialien sind gefragter denn je. Helles Kiefern- und Fichtenholz erlebt ein Comeback.
Auch in Cafés und Restaurants zeigt sich die skandinavische Haltung – vom handgetöpferten Geschirr bis zum geometrischen Milchschaum-Muster. „Local, seasonal, beautiful“ lautet das Motto bei den Lebensmitteln. Fermentiertes Gemüse, fein gestaltete Brote und minimalistisch angerichtete Teller machen das Essen auch zu einem ästhetischen Genuss.
Modern Luxury Living
In Kopenhagen wird ein modernes Verständnis von Luxus präsentiert: Er ist understated und dreht sich um das gute Leben – nicht um vordergründige Statussymbole. Statt schneller Wow-Effekte geht es um langlebiges Design, das sich einfügt, statt sich aufzudrängen. Das bedeutet nicht mehr Goldkante, Statussymbol oder Seltenheitswert, sondern: Zeit, Raum, Ruhe. Hochwertige Materialien, natürliche Oberflächen, gute Luft. Weniger, aber besser. Dieser neue Luxus ist leise, nachhaltig, sinnlich.