Weihnachten – Früher war mehr Lametta

 

Weihnachten ist nicht jedermanns Sache. Und das ist in Ordnung. Weihnachtsmuffel sind keine Miesepeter, sondern Menschen, die den kollektiven Zwang zum Glühweintrinken auf dem Weihnachtsmarkt nichts abgewinnen können. Weihnachtslieder zu singen ist auch nicht ihr Ding, und Christbaumkugeln und Rauschgoldengel verursachen bei ihnen das gleiche Unwohlsein, wie anderen Menschen der übermäßige Genuss von Lebkuchen. Man muss feststellen, mit diesen Charakterzügen haben sie es gerade nicht leicht. Vielmehr, sie machen sich das Leben sogar sehr schwer. Die Mehrheit der Menschheit nimmt auf ihre Empfindlichkeiten nämlich keine Rücksicht. Selbst die Flucht in den Süden wird nicht helfen. Auch in der Karibik steht meist ein hektisch blinkender Weihnachtsbaum in der Hotelhalle. Und unter dem Kreuz des Südens wirkt er besonders befremdlich. In Berlin war schon lange vor dem ersten Advent zu beobachten, wie sich viele Haushalte weihnachtlich in Stellung brachten. Da hingen schon Anfang November Sterne in den Fenstern und Kränze an den Türen. Ganz klar, hier wohnen Personen, die es jedes Jahr gar nicht erwarten können, bis es endlich wieder weihnachtet. Vermutlich sind das auch die, die sich schon im August auf die ersten Dresdner Stollen im Regal gestürzt haben. Allerspätestens am ersten Adventswochenende müssen sich nun auch alle anderen positionieren: Schmücken oder nicht schmücken, das ist jetzt die Frage.

 

Foto: Pixers

 

Es ist schade, rund um Weihnachten als Griesgram herumzulaufen

 

Zugegeben, manche Weihnachtsdeko ist eher eine Weihnachtsorgie von Engeln, Lichterketten und glänzenden Kugeln. Das kann man schon schrecklich finden. Die Alternative: Akzeptieren und sich dem Weihnachtszauber selbst voll und ganz hingeben. Das wäre besonders Weihnachtsmuffeln zu empfehlen. Zeigt die weiße Flagge und ergebt Euch. Das ist keine Schande. Sind die Zeiten nicht trübe genug? Das wiederkehrende Gejammer übers Weihnachtsbrimborium schafft Weihnachten doch auch nicht ab und macht nur schlechte Laune. Betrachten wir die Weihnachtsmuffeligkeit mal als eine Art Allergie. Statt unter ihr zu leiden, gäbe es auch die Möglichkeit, sich gewissermaßen zu desensibilisieren. Was bei Heuschnupfen hilft, kann durchaus auch den Weihnachtsmuffel kurieren. Das bedeutet allerdings, sich eine Zeitlang dem Weihnachtsrummel in höchster Konzentration auszusetzen. Vorschläge für die Kur: An einem Tag mindestens fünf Weihnachtsmärkte besuchen, was gerade in Berlin kein Problem ist. Zwei Stunden Aufenthalt am langen Adventssonntag im Kaufhaus in der Deko-Abteilung gehörten auch zur Behandlung. Die Einladung zum Plätzchen backen wird dieses Jahr natürlich nicht ausgeschlagen. Adventssingen im Kirchenchor, sich als Weihnachtsmann verdingen und wirklich allen Freunden und Verwandten liebevolle Weihnachtskarten schreiben sind weitere Punkte auf der Detox-Liste. Der letzte wird sein, einen ganz besonders prächtigen Weihnachtsbaum zu schmücken. Hört sich hart an? Ist es auch! Aber, irgendwie ist es doch schade rund um Weihnachten immer als Griesgram rumzulaufen.

 

Nie genug Lametta am Baum

 

Es gilt das Schöne am Fest zu entdecken, es wieder mit Kinderaugen zu sehen. Nutzen wir die Gelegenheit und erlauben es uns, Weihnachten hemmungslos zu zelebrieren. Und wenn irgendein Minimalist um die Ecke kommt und von Kitsch erzählt, bekommt er die kalte Schulter gezeigt. Weihnachten ist eben Deko-Zeit. Wie weit man das dann treiben möchte und wo der Kitsch anfängt, ist am Ende Geschmacksache. Das soll jeder für sich entscheiden. Es ist eine schöne Tradition, in der Adventszeit und an den Weihnachtstagen das Zuhause festlich zu dekorieren und es sich gemütlich zu machen. Für den einen genügt eine Schale mit Kugeln und ein bisschen Tanne zum „Warm-ums-Herz-werden“, für die andere ist nie genug Lametta am Baum. Nostalgischer Glasschmuck, Räuchermännchen, Weihnachtspyramiden, schlichte Holzleuchter aus Skandinavien oder goldige Putten, Krippen und Knusperhäuschen, alles ist möglich. Selbst die heftig blitzende, bunte Lichterkettenschau auf dem Balkon wollen wir im Angesicht des Fests der Liebe verzeihen. Solange der Weihnachtsschmuck keine Auffahrunfälle produziert und die Nachbarn nicht vom Schlafen abhält, gönnen wir jedem Weihnachtsfreak seine Lust. Böse Menschen schmücken keine Bäume und Balkone. Apropos Lichterkette. Weihnachtspuristen bestehen immer noch auf echten Kerzen. Das muss man aber nicht so streng sehen. Es gibt tatsächlich Lichterketten, die ganz einfach nur ein sehr angenehmes, warmes Licht verbreiten. Nicht mehr und nicht weniger. Wer einmal vor brennenden Kerzen eingeschlafen ist, weiß das zu schätzen. Und der Feuerlöscher neben dem Baum taugt nun wirklich nicht als weihnachtliches Deko-Objekt bloß, weil er rot ist.

 

Grün und Weiß sind Trendfarben

 

 

 

Wer das Schmücken nicht intuitiv aus dem eigenen Fundus nach dem Motto: „Was da ist, wird aufgehängt“ angeht, kann sich durchaus an Deko-Trends orientieren. Die gibt es auch zu Weihnachten. Das hängt einfach damit zusammen, dass sich heute alle Lebensbereiche gegenseitig beeinflussen. Wenn bei Wohnaccessoires oder zum Beispiel auch Nagellackfarben gerade Kupfer und Bronze in sind, liegt es nahe, dass auch die Weihnachtskugeln verstärkt in diesen Metallic-Tönen gefragt sind. Wer noch auf der Suche nach der richtigen Deko-Idee ist: Grün und Weiß sind Farben, zu denen Deko-Experten raten, wie zum Beispiel Norman Plattner, der als „Head of Store Design & Visual Merchandising“ der KaDeWe Group auch für die schönen Dekorationen der Häuser verantwortlich ist. „Grün ist ja das ganze Jahr schon eine Trendfarbe. Die Themen Natur, Urban Gardening und alles, was damit Zusammenhängt, stehen hoch im Kurs.“ Ein grün und weiß geschmückter Tannenbaum wirkt fast zwangsläufig edel. Er erinnert an schneebedeckte heimatliche Tannen und an Winterurlaub. Wer sich auf wenige Farben beschränkt, entgeht auch der Kitschgefahr. Na ja, ein paar rote Akzente dürfen vielleicht trotzdem noch sein. Rot ist schließlich die Weihnachtsfarbe. Und der goldige Engel mit den rosa Bäckchen? Was soll’s! Der findet schon auch noch seinen Platz oben auf dem Baum.